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pdfGeistige Kommunion

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Gründonnerstag

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

die schlichte Feier der Messe vom Letzten Abendmahl in diesem Jahr führt uns auch den Ernst unseres Glaubens vor Augen. Gemeinsam singen, gemeinsam essen… All das ist für uns mit Freude, ja Fröhlichkeit verbunden. Und das darf auch sein. Doch es geht bei der heiligen Messe nicht bloß um ein Beisammensein – sei es aus Gewohnheit oder aus einem besonderen Festanlass.

Dem Volk Israel, von dem wir am heutigen Gründonnerstag in der alttestamentlichen Lesung hören, sind die Striemen, die ihnen die Sklaventreiber geschlagen haben, spürbar beim ersten Paschamahl. Die Lasten, die sie zu tragen hatten, sind nicht ferne Erinnerung oder bloße Erzählung der Alten. Umso eindrucksvoller ist das Geschenk der Befreiung, das ihnen in dieser Nacht vom Herrn gemacht wird, für sie. Frei zu sein, eine Heimat zu haben, mit Hoffnung leben zu können, die aus dem Glauben an den lebendigen Gott kommt. Das ist wahrlich Grund zu feiern. Zu wissen, Gott hört unser Flehen, er achtet auf mein Beten, er sieht meine Leiden. Das ist der eigentliche Trost, dass einer mich hört, meine Nöte sieht und bei mir ist, um sie mit mir zu tragen.

Denn das Volk Gottes wird nicht in ein Paradies geführt. Es werden nicht sämtliche Herausforderungen und Probleme weggezaubert. Vor ihm liegt eine 40-jährige Wanderung durch die Wüste, in der das Volk manches Mal den Mut zu verlieren droht. Und selbst im Gelobten Land bleibt das tägliche Ringen um die Treue zu Gottes Geboten, bleiben Verlockungen und Bedrohungen…

Doch was auch bleibt ist die Hoffnung, dass Gott sieht und hört. Für uns, Christen, hat diese Hoffnung ein Gesicht: Jesus Christus. Er ist das fleischgewordenen Hören und Sehen Gottes. Er ist die leibhafte Zusage Gottes: Ich bin bei euch – an jedem Tag, in jeder Situation, in Freud und Leid.

Damit diese Zusage für uns leibhaft und wahrhaft gegenwärtig bleibt, stiftet Jesus beim Letzten Abendmahl zwei Sakramente: die Weihe und die Eucharistie. Jesus nimmt die schlichtesten Gestalten eines Mahles, nämlich Brot und Wein. Und er legt sich selbst hinein, seine Hingabe am Kreuz legt er hinein in diese Gestalten, wenn er sagt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ So wandelt der Herr auf wunderbare Weise die schlichten Zeichen in den heilbringenden Ort seine Gegenwart und Zuwendung.

Und damit dies hörbar und erlebbar bleibt durch alle Zeiten in der Kirche Christi, beauftragt Jesus die Apostel mit dem priesterlichen Dienst: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und der Herr beugt sich und wäscht den Jüngern die Füße, um zu zeigen, was ihr Dienstamt in der Kirche ist: Die Liebe Christi weiterschenken. Oder wie es der heilige Paulus sagt: Ich überliefere das, ich gebe das weiter, was ich vom Herrn empfangen habe.

Wer diese leibhafte Dimension unseres katholischen Glaubens bedenkt, der versteht, weshalb es heuer ein schmerzhafter Gründonnerstag ist, wenn nur so wenige Christen die eucharistische Speise empfangen können. Und dennoch ist es unverzichtbar, dass auch die Zwei oder Drei in Seinem Namen tun, was er uns aufgetragen hat. Damit die Zuwendung Gottes, die er uns in seinem Sohn zugesagt hat, von den Wenigen mit vielen geteilt wird, wenn wir von der Hoffnung sprechen, die diese heiligen, österlichen Tage bergen: „Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben. Durch ihn sind wir erlöst und befreit.“ Amen.

 

09.04.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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