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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 2. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie kann man überhaupt an Gott glauben? Gott hat ja nicht die Evidenz des Sichtbaren oder Greifbaren. Nicht erst in unserer Zeit kommen viele gar nicht erst zum Glauben, weil sie beim Vorläufigen stehen bleiben: „Ich sehe nicht, also glaube ich nicht“. Sie verlangen „Zeichen und Wunder“.

Das ist menschlich verständlich, wollen wir doch die Dinge begreifen. Aber das, was es „zu sehen“ gibt, ist nicht immer spektakulär. Was werden die Menschen gesehen haben, als Johannes auf einen Mann zeigt und sagt: „Seht, das Lamm Gottes“? Ohne einen Vorschuss an Vertrauen ist das Sichtbare nicht zu „durchschauen“ – zu durchschauen auf die tiefer liegende Wirklichkeit. Anders gesagt nur im Glauben erkenne ich überhaupt die Zeichen und Wunder Gottes.

Ist das nun eine Ausrede, weil ich keinen besseren Beweis anführen kann? Fragen wir noch einmal anders. Kann der Mensch von sich aus Gott erkennen? Mit den Gaben der Vernunft kann der Mensch Spuren Gottes in der Schöpfung erkennen: Ordnung, Schönheit, Größe… Menschen staunen darüber, über das Entstehen und Vergehen des Lebens und sie ahnen, dass dies nicht allein innerweltlich zu erklären ist. Doch bleibt das nur eine Ahnung.

Der christliche Glaube verweist darum auf die Offenbarung Gottes, um ihn wahrhaft zu erkennen. Das meint: Gott muss gleichsam zu uns „herüberkommen“. Von seiner Welt in die unsere. Er muss sich mitteilen, und es muss Menschen geben, die diese Botschaft auf- und annehmen. Das deutet die Erste Lesung an. Jesaja, der sich selbst als „Gottesknecht“ bezeichnet, empfängt als Berufung, das Licht Gottes bis an die Enden der Erde zu tragen. An ihm sehen wir: „Die Anrede Gottes gelangt zu uns durch Menschen, für die er konkrete Erfahrung geworden ist“. (Joseph Ratzinger, Auf Christus schauen, 8.) Der Glaube Israels wird in die Tiefe geführt durch Menschen, denen eine tiefe Gotteserfahrung geschenkt wurde und die davon Zeugnis geben. Dieser Glaube ist kein Selbstzweck, Israel soll „Licht für die Völker“ sein, damit alle Menschen zum lebendigen Gott finden.

Jedes menschliches Zeugnis ist freilich brüchig, weil wir schwach sind, weil unser Glaube und unsere Liebe begrenzt sind. Darum hat Gott sich in seinem Sohn unüberbietbar deutlich mitgeteilt. Christus. „hat Kunde gebracht“ vom Vater, wie wir es am Weihnachtstag gehört haben. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, sagt Jesus. So wie Gott am Sinai dem Mose seinen Namen genannt hat, so hat er in Jesus allen Menschen sein Gesicht gezeigt.

Aber ist dies nicht ein vergangenes Ereignis – für die Menschen zur Zeit Jesu, die ihn sehen und anfassen konnten? Das wäre zu traurig. Die Worte und der missionarische Eifer des heiligen Paulus deuten an, dass es eine Botschaft für die Menschen „überall“ ist. Paulus ist Zeuge Christi wie vor ihm Johannes der Täufer, der seine Predigt mit dem Bekenntnis schließt: „Ich bezeuge: Dieser ist der Sohn Gottes“.

In der Mitte des katholischen Glaubens stehen die Sakramente. Über sie sagt der große Kirchenlehrer Leo der Große: „Alles, was an Christus sichtbar war, ist in die Sakramente eingegangen.“ In der Taufe, in der Beichte, in der heiligen Messe reißt der Himmel auf. Hier begegnen wir wahrhaft Christus. Hier berührt er uns.

Diese Zusage Jesu gilt. Die Brücke dorthin ist der Glaube der Kirche, der großen Schar von Glaubenszeugen von Johannes dem Täufer, Paulus über die vielen Heiligen der Jahrhunderte. Mit ihnen glauben wir. Mit ihnen dürfen wir Gott unser Vertrauen schenken, dann werden wir erleben: Es trägt, weil Er uns trägt. Amen.

15.01.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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