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pdfGebet am Weißen Sonntag

pdfGebet für die Kommunionkinder

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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Weißen Sonntag

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

wovon lebt der Mensch? Deutlicher als sonst bewegt viele Menschen zurzeit diese Frage. Den einen wird der Wert der Gesundheit noch bewusster als sonst, andere wollen ihr „Überleben“ durch Lebensmittelvorräte sichern, wieder andere merken, wie kostbar für ein gelungenes Leben menschliche Kontakte und Begegnungen sind. Ja, gerade in Angst, Krankheit oder Sterben ist eine Hand, die mich hält, unschätzbar.

Die Aussage der Heiligen Schrift ist deutlich: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Jesus selbst zitiert dieses Wort aus dem Alten Testament, als der Teufel ihn in die Versuchung führt, aus Steinen Brot zu machen. Wir hörten es am Beginn der 40-tägigen Fastenzeit, die uns vorbereitet hat auf das hohe Osterfest, das wir auch heute am Oktavtag von Ostern, dem sogenannten Weißen Sonntag, feiern.

Wovon lebt der Mensch? Und wovon lebt der Christ? Diesen Fragen gehen die biblischen Lesungen dieses österlichen Sonntags nach. Und sie geben uns mehrere Impulse dazu. Beginnen wir mit der Zweiten Lesung aus dem Petrusbrief. Sie verweist uns auf die „lebendige Hoffnung“, die uns geschenkt ist durch die Auferstehung Jesu Christi. Ja, der Mensch lebt von jedem Wort aus Gottes Mund. Und was dieses Wort ist und meint, erschließt uns der Blick auf Jesus. Er ist das fleischgewordene Wort Gottes, sein Leben ist die verbindliche Auslegung des Wortes Gottes. Sein Kreuz und seine Auferstehung sind der Erweis, dass Gottes Wort „Leben“ heißt. „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt“, sagt der Herr. Und er sagt es nicht nur, er verschenkt sein Leben dafür – und in seiner Auferstehung schenkt er uns die „lebendige Hoffnung“, dass keine Macht der Welt, keine Krankheit, keine Traurigkeit, ja nicht einmal der Tod uns dieses Leben nehmen kann.

Doch fragen wir weiter: Wovon lebt der Mensch? Das Evangelium gibt uns eine konkrete Antwort auf diese Frage. Der Mensch lebt wesentlich davon, angenommen zu sein. Vergebung, Versöhnung und Barmherzigkeit sind Quellen des gelungenen Lebens. Das Leben ist ja nicht bloß ein biologischer Vorgang, der solange währt, wie sich die Zellen in meinem Körper teilen. Unsere Seele bedarf ebenso der Nahrung und der Lebenskraft. Für die Seele ist es wesentlich zu hören: „Du bist von Gott geliebt. Er nimmt dich an. Er vergibt dir und richtet dich auf.“ Das Tor zur Seele ist aber unser Leib, darum müssen wir die Bitte um Barmherzigkeit aussprechen und wir müssen mit eigenen Ohren hören: „Dir ist vergeben.“ Dazu schenkt uns Jesus durch die Apostel das Sakrament der Versöhnung, die Beichte: „Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen“ – wahrhaft ein Fest der Göttlichen Barmherzigkeit dieser Sonntag!

Schauen wir auch in die Erste Lesung aus der Apostelgeschichte, denn sie geht der Frage nach, wovon wir nicht nur individuell, sondern als Christen leben. Hier werden drei unverzichtbare Bausteine für kirchliches Leben genannt, die uns in diesen Tagen umso wertvoller sind, wo wir nur eingeschränkt Gemeinschaft erfahren. Hier wird die „Lehre der Apostel“, das „Brechen des Brotes“ und das „Teilen“ genannt, also die Verkündigung des Glaubens, die Feier der heiligen Messe und die gelebte Nächstenliebe. Davon lebt der Christ und nicht nur er selbst, denn all das schafft Gemeinschaft – Gemeinschaft im Teilen, Gemeinschaft im Feiern, Gemeinschaft im Glauben.

Davon lebt der Christ – und davon können alle Menschen leben. Denn durch den Glauben, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes, ist, haben wir das Leben „in seinem Namen“. Beten wir, dass immer mehr Menschen diese lebendige Hoffnung entdecken, sich öffnen für die Barmherzigkeit Gottes und in der Gemeinschaft der Kirche Heimat finden. Beten wir besonders für unsere Kommunionkinder, die heute zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten wollten, dass sie in Jesus das Leben finden, dass sie seine Freunde werden und bleiben und dass wir alle bald miteinander Gemeinschaft im Empfang des Leibes Christi erfahren dürfen. Amen.

19.04.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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