Predigt von Pfarrer Daigeler zu Allerheiligen
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die Heiligen sind eine besonders schöne Seite unseres katholischen Glaubens. An jedem Tag des Jahres finden sich Heilige im kirchlichen Kalender. Es sind Menschen jeden Alters, aus jedem Jahrhundert, aus verschiedenen Ländern und Kulturen, Männer und Frauen mit ganz unterschiedlichen Berufen… Und heute am Fest Allerheiligen werden sie sozusagen alle miteinander gefeiert, und ebenso feiern wir die ungezählten Heiligen, die nicht offiziell heilig gesprochen wurden, die aber Gott kennt und die bei ihm Leben in Fülle gefunden haben.
Für mich ist das Schöne an der Heiligenverehrung, dass sie eine Brücke schlagen zwischen uns und dem Evangelium. Unser Glaube kennt ja große Worte: Gott, Dreifaltigkeit, Erlösung, Gnade, Nachfolge Christi… Häufig fallen solche oder ähnliche Worte in der Kirche, in Predigten und Gebeten. Aber was bedeuten sie konkret? Was meinen sie für mich und mein Leben?
Und hier kommen die Heiligen ins Spiel. Denn sie waren Menschen genau wie wir. Sie waren in eine bestimmte Zeit mit ihren jeweiligen Herausforderungen gestellt. Sie hatten es nicht einfacher als wir, waren nicht „privilegiert“. Sie haben ihren Weg vom Licht des Glaubens erhellen lassen und mit der Botschaft Christi haben sie ihr Leben im Glauben gemeistert. Sie haben das Evangelium in ein konkretes Leben übersetzt, ihm ein Gesicht gegeben. Darum sind sie für uns Beispiel und Ermutigung. Wir sehen an ihnen: Ja, es ist möglich, Christ zu sein. Es ist möglich, nach dem Evangelium zu leben. Das war nicht nur in biblischen Zeiten möglich. Jeder und jede ist dazu berufen. Und es ist grundsätzlich auch für alle möglich. Darum gibt es ja auch Heilige in allen Lebensformen: Verheiratete und Unverheiratete, Laien und Priester…
Alle haben sie eines gemeinsam. Nämlich, dass sie Freunde Jesu waren. Sie haben aus der lebendigen Freundschaft mit dem Herrn gelebt. Sie haben sich für ihn begeistern und von ihm bewegen lassen. Sie haben ihn ernst genommen, sein Wort nicht als eine alte Geschichte, sondern als ein lebendiges und lebensspendendes Wort für uns heute aufgefasst.
Gleichzeitig waren sie auch alle verschieden. Jeder hat seine eigenen Talente und Begabungen eingebracht in die Kirche. Es gibt Heilige, die zeichnen sich wie Franz von Assisi durch die Schlichtheit und Fröhlichkeit ihres Gottvertrauens aus. Es gibt Heilige wie Elisabeth oder Mutter Teresa, die haben die Nächstenliebe, besonders zu den Armen und Kranken ganz hingebungsvoll gelebt. Es gibt Ordensleute wie den heiligen Benedikt, die haben eine Lebensform gefunden, ganz und gar für Gott, für das Gebet zu leben. Wieder andere wie Zelie und Louis Martin sind als Eltern und Eheleute heilig geworden…
Der Weg zur Heiligkeit wird für jeden andere Schwerpunkte und Aspekte haben, aber wir alle sind zur Heiligkeit berufen. Denn wir alle sind berufen, Freunde Gottes zu sein. Wir alle sind berufen als seine Freunde einmal ewig in seiner Nähe, in seinem Leben in Fülle sein zu dürfen. Diese österliche Zuversicht feiern wir heute an Allerheiligen. Und diese Berufung bekräftigen wir heute – ermutigt durch ungezählte heilige Frauen und Männer. Amen.
01.11.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler