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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 6. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die Heilige Schrift ist eine Sammlung von Schriften verschiedener Epochen. Die Geschichtsbücher und die Propheten im Alten Testament, die Evangelien des Lebens Jesu und die Apostelbriefe im Neuen Testament. Sie enthalten Wort und Wegweisung, die Gott konkreten Menschen anvertraut hat, damit sie es weitersagen und niederschreiben. Darum ist die Bibel Gottes Wort in Menschenwort. Ursprung und Quelle ist also die Weisheit Gottes, aber die Form, in der sie uns zugänglich gemacht wird, sind menschliche Worte, Bilder und Sätze. Ansonsten könnten wir sie gar nicht verstehen.

So enthält die Bibel göttliche Weisheit und menschliches Wissen zugleich. Die Lesung aus dem Alten Testament, die wir zuerst gehört haben, ist ja eine Hygienevorschrift. An Aussatz bzw. Lepra erkrankte Menschen sollen abgesondert werden, damit es nicht zu weiteren Ansteckungen kommt. „Quarantäne“ würden wir sagen. Freilich soll uns auch an diesem Sonntag mehr als das mitgeteilt werden. Darum schauen wir in das Evangelium, wie es uns der heilige Paulus ans Herz legt: „Nehmt Christus zum Vorbild“. Wie aber sieht dieses Vorbild Jesu aus?

Rein äußerlich betrachtet setzt sich Jesus über die benannte Regel hinweg und er berührt den Aussätzigen. Will Jesus uns also zur Missachtung von Hygienevorschriften ermuntern? Wir alle haben die Diskussion über solche Vorschriften im Gedächtnis und wir kennen die unterschiedlichen Empfindungen heute, was Menschen als „gefährlich“ oder „angemessen“ einstufen. Doch ich glaube nicht, dass uns das Evangelium hier eine einfache Lösung anbietet. Was jedoch das Vorbild Jesu eindeutig sagt, ist, dass Ausgrenzung Heilung verhindert. Jesus holt im Evangelium immer wieder die Ausgestoßenen und Übersehenen in die Mitte und damit ins Leben zurück. Natürlich heilt Jesus den Aussätzigen auch leiblich, aber noch wichtiger ist, dass er ihn seelisch heilt.

Unsere Zeit legt größten Wert darauf, dass keiner „diskriminiert“ werden dürfe. Ganz empfindlich reagieren unterschiedlichste Gruppe von links bis rechts darauf, dass sie benachteiligt werden. Ob es gefühlt oder wirklich ist, spielt dabei für die Empörung kaum eine Rolle. Gleichzeitig schiebt unsere Gesellschaft Themen wir Krankheit, Behinderung oder auch Sterben weit von sich. Für all das haben wir Facheinrichtungen. Die machen natürlich unersetzliche, wichtige und gute Dienste. Aber es gibt die reale Gefahr, wenn wir diese Bereiche nur den „Fachleuten“ zuweisen, dass wir dann die kranken Menschen, die Menschen mit Behinderungen, die Sterbenden und auch die Verstorbenen aus unserem Blick räumen. „Aus den Augen aus dem Sinn“, sagte früher ein Sprichwort.

Jesus will unsere Augen und unsere Herzen öffnen. Wir haben nicht für jede Krankheit ein Mittel, nicht für jedes Problem eine Lösung. Aber wir können den anderen sehen, ihm Ansehen geben. Das ist nicht zu überschätzen. Nehmen wir uns Zeit für unsere Kranken, für Einsame und Übersehene. Die Zeit, die wir ihnen schenken, ist die Berührung, die notwendig ist für jede Seele. Als Christen ist Jesus Christus unser Vorbild, unser Weg, unser Heiland. Doch seine heilende Berührung geschieht durch uns. Wir sind sein Leib, seine Hände in dieser Welt. Amen.

11.02.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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