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pdfGebet am 4. Ostersonntag

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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Ostersonntag

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

„Ausgangsbeschränkungen“ gehört sicher zu den besonders häufig verwendeten Worten der jüngsten Zeit. Das Wort und diese Erfahrung kannten wir bis dahin nicht. Mehr als sonst zieht es viele nach draußen zu einem Spaziergang… Wir sehnen uns danach, Türen zu durchschreiten – auch im übertragenen Sinn: „Türen“ zum anderen. Denn Leben ohne Begegnung ist nur Dasein.

Auch der Herr gebraucht im Evangelium das Bild einer Tür. Anschauliche Bilder zu verwenden, zeichnet die Predigten Jesu aus. Und auch hier ist klar, es geht nicht bloß um den Zugang zu einem Gebäude oder einem Schafstall. Es geht um den Zugang zu mehr, zu etwas Großem und Befreiendem, zur Begegnung mit dem Herrn, zum „Leben in Fülle“, wie es Jesus nennt. Dazu ist Jesus in die Welt gekommen, diese Tür aufzustoßen. Und keine Macht vermag sie mehr zu schließen. Denn Jesus ist durch den Tod in das Leben, durch das Kreuz in die Auferstehung gegangen. Mit Ostern hat etwas so Neues und Unerhörtes begonnen, dass die Welt für immer eine andere geworden ist.

Nun mag man fragen, wie ist diese Tür zu finden? Wir können doch nicht in gleicher Weise Jesus sehen und hören, wie die Menschen damals. Hier gibt uns die Erste Lesung eine Antwort. In der Apostelgeschichte lesen wir von einer Predigt des Petrus. Er weist seine Zuhörer auf die Taufe hin. Ja, die Taufe ist unsere „Tür“ zum Leben in Fülle. Sie macht uns zu Kindern Gottes, zu Miterben Christi. Denn sie ist die große Zusage Gottes: „Ich bin immer bei dir.“ Sie ist sein Versprechen: Ich lasse dich nicht aus meinen Händen, komme was wolle.

Das nimmt uns nicht aus von Leiden oder Sorgen. Ganz deutlich sagt es die Zweite Lesung aus dem Petrusbrief. Wie könnten wir, Christen, die wir uns zum Gekreuzigten bekennen, meinen, es gäbe einen Weg ohne das Kreuz, ohne Opfer. Wir sind und bleiben zerbrechliche und sterbliche Menschen. Doch weil der Gottessohn eben diese Zerbrechlichkeit und Sterblichkeit mit uns geteilt hat, wissen wir, dass sie nicht das letzte Wort haben. „Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Das letzte Wort heißt: „Ich bin gekommen, dass ihr das Leben habt und es in Fülle habt!“ Der Weg dorthin ist, „seinen Spuren folgen“, wie uns der Petrusbrief ermuntert. Jesu Spuren nachfolgen, das ist Christsein. Denn er ist der Hirte, wir seine Herde.

Einige Menschen tun sich mit diesem Wort vom Hirten schwer, an das uns der 4. Ostersonntag erinnert, der vom „Guten Hirten“ spricht. Doch es geht dabei um das, woran uns der Heilige Vater in der Fastenzeit erinnerte: Da ist einer, der „kümmert sich“ um mich. Das Schlimmste und Traurigste ist doch, wenn jemand sagt: „Du bist mir egal.“ Die Botschaft von Jesus, dem Guten Hirten, ist: Jesus sind wir nie egal, er kümmert sich immer um uns. Ihn kümmern meine Sorgen und Nöte. Und er vermag letztlich alles zum Guten zu führen – aus dem Dunkeln ins Licht, durch den Karfreitag nach Ostern, aus dem Tod ins Leben. „Und wer, wenn nicht wir, Christen, sollte das glauben, dass Gott uns leitet und befreit.“ Daran hat mich vor ein paar Tagen ein junger Mann aus unserer Pfarrei erinnert. Und so ist es. Jesus wird die Tür aufstoßen, die Tür unserer Traurigkeit und Angst. In dieser Zuversicht dürfen wir als Christi Jünger leben. Amen.

03.05.2020, Pfarrer Dr. Eugen. Daigeler

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