Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Taufe des Herrn
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am Sonntag nach dem Dreikönigstag feiern wir das Fest der Taufe Jesu. Worum es geht sagt uns der Name des Festes, und wir haben es eben im Evangelium gehört: Jesus wird von Johannes im Jordan getauft.
Wenn es um die Geburt eines Kindes geht, dann stellt sich bei uns traditionell oft die Frage, wann oder ob das Kind getauft wird. So liegt es irgendwie nahe, dass nach dem Geburtsfest Jesu an Weihnachten nun auch seine Taufe gefeiert wird. Doch bei näherem Hinsehen wird deutlich, dass dies nicht der Grund für das heutige Fest sein kann. Jesus ist ein erwachsener Mann bei seiner Taufe. Er kommt ohne Eltern und Paten. Vielmehr stellt die Taufe Jesu einen Wendepunkt in seinem Leben dar, den Wendepunkt vom verborgenen Leben in Nazareth zum öffentlichen Leben auf den Straßen Palästinas.
Der Evangelist Markus, den wir in diesem Jahr vor allem lesen werden, beginnt überhaupt erst sein Evangelium mit der Taufe Jesu. Es ist das kürzeste der vier Evangelien, vermutlich auch das älteste. Markus spricht nicht über die Kindheit Jesu. Das Evangelium will ja nicht einfach eine Biographie oder Lebensgeschichte Jesu sein. Es ist vor allem ein Zeugnis, das zum Verstehen führen will, wer dieser Jesus ist. Es ist, wie im ersten Vers steht, das „Evangelium von Jesus Christus“. Und dieser Jesus ist Gottes Sohn, wie es der römische Hauptmann am Ende des Evangeliums unter dem Kreuz bekennt: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“.
Es geht also um die Frage, wer ist Jesus? Wer ist Jesus für uns, für mich? Und hier finden wir sehr wohl einen Berührungspunkt mit unserer Taufe, die wir wohl fast alle als Kinder empfangen haben. Die Taufe setzt uns in die Beziehung mit Jesus. Nicht nur mit einem vergangenen Jesus, nicht nur mit einer alten Geschichte von früher, sondern hier und heute. Die Taufe ist sozusagen eine „Brücke“. Sie überwindet den Abstand von Zeit und Raum und verbindet uns mit Jesus. Das ist ein Geschenk, das Gott uns im Sakrament der Taufe macht. Noch ohne, dass wir etwas dafür getan hätten. Darum können wir auch Kinder taufen. Wie es Petrus in der Lesung aus der Apostelgeschichte bekennt: Gott sieht nicht auf die Person. Jeder ist ihm willkommen, der ihnen fürchtet und tut, was recht ist.
Gottes Einladung geht an alle Menschen. Er lädt alle ein, seine Kinder zu werden. Darum ist sein Sohn als Mensch in die Welt gekommen. Er hat uns den Weg gezeigt, wie wir seine Brüder und Schwestern werden, wiie wir einander Schwestern und Brüder werden. Jesus hat es uns vorgemacht, und wir dürfen ihm nachgehen. Darum hat er sich taufen lassen, obgleich er diese Taufe der Buße und Umkehr nicht nötig hatte. Schlicht, um uns Mut zu machen, dass wir ihm nachfolgen. Er ist der „Erwählte“ Gottes, von dem schon Jesaja spricht, der ein „Licht der Nationen“ ist, „um blinde Augen zu öffnen“ und „Gefangene aus dem Kerker zu holen“.
Jesus schenkt uns Licht und Freiheit, damit wir aufrecht und ermutigt gehen können. Aber auch damit wir in Freiheit „Ja“ zu ihm sagen. Denn das ist die andere Seite des Taufsakraments. Es ist Geschenk Gottes, das uns zu seinen Kindern Macht. Es ist die „Brücke“, auf der wir sicher zu ihm gehen. Doch an uns ist es, diese Brücke zu betreten. Wir müssen uns immer wieder auf den Weg zu ihm machen. Und so mit unserem Glauben, mit unserem Herzen, ja mit unserem Leben eine Antwort auf die Frage geben: Wer bist du, Jesus, für mich?
Nach ihm nennen wir uns Christen. Christsein ist ein Bekenntnis. Das Bekenntnis, dass Gott nicht irgendwo und irgendwann ist, sondern dass er hier und heute ist. Es ist das Bekenntnis, dass Jesus uns Gott gebracht hat, den lebendigen Gott, auf den wir unser Leben bauen können. Wir heißen durch die Taufe seine Kinder und dürfen es durch ein Leben aus dem Glauben immer mehr werden. Amen.
10.01.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler