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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Allerheiligen

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, das heutigen Hochfest Allerheiligen stellt uns den Weg und das Ziel eines Christenmenschen vor Augen. Allerheiligen ist ein österliches Fest. Schon die Erste Lesung aus der Offenbarung des Johannes spricht vom großen Ziel: Die Erlösten, „die, die aus der großen Bedrängnis kommen“, haben das Ziel erreicht. Sie sind um das Lamm versammelt und beten an. Der Glaube an Christus schenkt uns ein klares Ziel – gerade auch in den Beschwernissen unseres Lebens. Wir laufen nicht umsonst, wir laufen nicht ins Nirgendwo. Wir haben ein wunderbares Ziel: die ewige Lebensgemeinschaft mit Gott. Von ihm kommt uns Rettung zu, wie es uns die Schar der Heiligen „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“ zuruft.

Gleichzeitig sehen wir an unzähligen Beispielen heute auch den Weg zu diesem Ziel. Die Kirche nennt diesen Weg „Heiligkeit“. Das klingt vielleicht kompliziert, muss es aber nicht sein. Der große Theologe John Henry Newman, den unser Heiliger Vater heute zum Kirchenlehrer erheben wird, war davon überzeugt, dass es jedem Menschen möglich ist, heilig zu werden. Der Heilige aus England schreibt dazu: „Der also ist vollkommen, der sein Tagwerk vollkommen vollbringt; mehr brauchen wir nicht zu tun, um nach Vollkommenheit zu streben.“

Das ist ein wertvoller Hinweis. Es geht um das Tägliche. Es geht um das, was eben meine Aufgabe ist. Darum ist es so kostbar, dass es so unterschiedliche Heilige gibt. Sie sind „Übersetzer“ des Evangeliums. Jesus zählt im Evangelium von den Seligpreisungen unterschiedliche Haltungen auf, die seine Freunde kennzeichnen sollen: Sanftmut, Friedfertigkeit, Vergebungsbereitschaft, Gerechtigkeitsliebe… Was das konkret bedeutet, sehen wir beispielshaft an unzähligen Frauen und Männern. Sie sind Heilige geworden, weil sie das Evangelium ernst genommen haben, weil sie das Evangelium gelebt haben – in der Familie oder im Kloster, in unterschiedlichen Berufen und Lebensaltern, als Erzieher, Missionare, Eltern, Krankenpfleger… „Der also ist vollkommen, der sein Tagwerk vollkommen vollbringt“, sagt der heilige John Henry Newman.

Heiligkeit ist also konkret. Es geht darum Gott Raum in meinem Leben zu geben: Kein Tag ohne Gebet, keine Woche ohne Gottesdienst. Das ist die wichtigste Stütze. Aber auch die tägliche Gewissenserforschung gehört dazu: Wofür habe ich meine Kraft und Zeit genutzt. Habe ich Gutes getan und geholfen oder habe ich meine Zeit verschwendet? Wo bedarf ich der Barmherzigkeit Gottes, vielleicht auch in der Beichte? Der Weg zur Heiligkeit ist aber auch meine tägliche Arbeit. In welcher Haltung tue ich das, was eben meine Aufgabe ist – im Haushalt, im Beruf, in der Familie, im Ehrenamt…? Jede Handlung, die ich mit Glaube und Liebe tue, jede Beschwernis, die ich mit Geduld trage, ist ein Baustein zur Heiligkeit. Und schließlich mein Denken und Reden. Was schaue ich an? Welche Gedanken lasse ich aufkommen? Wie rede ich mit anderen und über andere?

Heiligkeit ist nicht nur für Menschen aus anderen Jahrhunderten, die wir auf Podeste gestellt haben. Heiligkeit ist der Weg, auf den Jesus jeden von uns ruft. Das ist herausfordernd. Es ereignet sich in der Erfüllung meiner täglichen Pflichten. Das ist mein unverzichtbarer Beitrag. Aber wir können das Ziel letztlich nur mit Gottes Hilfe erreichen. In diesem Sinne ermutigt uns die Zweite Lesung aus dem Johannesbrief: „Jeder, der seine Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, so wie er heilig ist.“ Amen.

01.11.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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