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Predigt von Pfarrer Daigeler in der Heiligen Nacht

Jes 9,1-6; Tit 2,11-14; Lk 2,1-14

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, was hat es gebracht? Was hat die Geburt Jesu verändert? Warum lohnt es sich überhaupt Weihnachten zu feiern?

Gar nicht wenige Menschen verbinden mit Weihnachten den Wunsch nach Frieden – in der Familie oder auf der Welt. So heißt es zum Beispiel im amerikanischen Schlager „Someday at Christmas“, dass irgendwann an Weihnachten alle Menschen frei wären, es keinen Krieg mehr gäbe und alle Wünsche in Erfüllung gingen… Nun man darf gewiss ein solches Lied nicht überbewerten. Aber ich frage mich, ist es überhaupt das, was wir als Christen an Weihnachten feiern? Oder anders gefragt, was ist eigentlich die Botschaft, die uns dieses Festes mitteilen will?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir die Sache gewissermaßen von hinten aufrollen. Wir lesen das Evangelium meist als chronologischen Ablauf von der Geburt Jesu in Betlehem, über sein Heranwachsen in Nazareth, über seine Predigten und Wunder bis zur Kreuzigung in Jerusalem und seiner Auferstehung. So ist ja auch unser Glaubensbekenntnis aufgebaut. Das hat gute Gründe. Und doch war es historisch so, dass die frühen Christen erst im Blick zurück Jesus wirklich verstanden haben. Sie haben verstanden, wer Jesus in Wahrheit ist: wahrer Gott und wahrer Mensch. Weil er von den Toten auferstanden ist, wussten die Jünger: Er ist Gott. Weil er geboren wurde von einer Frau, wussten die Jünger: Er ist Mensch, wie wir.

Beides gehört zusammen. An Gott zu glauben, heißt nicht, an Märchen zu glauben oder daran, „dass alle Wünsche in Erfüllung gehen“. Ein solcher Glaube würde von manch bitterer Wirklichkeit schnell überführt. Jesus hat uns vielmehr gezeigt, wer Gott ist und wie er ist. Und das sehen wir in dieser Heiligen Nacht. Die Evangelisten erzählen davon, dass die Geburt Jesu äußerlich nichts verändert in der Welt. Augustus war weiter Herrscher des Reiches, arme Leute wie Maria und Josef mussten weiterhin nach einer Herberge suchen, bequeme Menschen liegen weiter im Bett in Betlehem und interessieren sich nicht für das Geschehen…

Äußerlich läuft die Welt bis heute weiter. Weiter gibt es Armut, Krankheit, Leid, Krieg… Und doch verändert die Geburt Jesu alles. Nun ist Gott sichtbar. Alle Menschen können ihn erkennen. Wir können ihn finden. Wir sind eingeladen, zu seiner Familie zu werden. Doch wie soll das gehen?

Es beginnt bei mir selbst. Ich bin gerufen, Jesus zum Herrn und Herrscher meines Lebens zu machen, damit nicht mehr die Herrscher und Süchte dieser Welt über mich bestimmen. Ich darf ihm meine Armut und Schwachheit bringen, damit er mich mit seiner Liebe beschenkt und so reich macht. Ich muss aus meiner Bequemlichkeit aufbrechen und ihm nachfolgen. So verändert sich die Welt – durch viele Menschen, die an unzähligen Orten kleine Schritte in den Spuren Jesu gehen.

Wir feiern Weihnachten und sind angerührt von dem Kind in der Krippe. Wir sehen Maria und Josef im Stall von Betlehem. Gott ist in unsere Welt gekommen, um sie von innen heraus zu verändern. Nicht durch eine Sensation, nicht durch Magie oder eine Maschine, die alle Probleme löst, sondern indem er alles mit uns teilen wollte, indem er uns das rechte Menschsein lehren wollte durch seinen eigenen Sohn. Darum kam das Jesuskind in Armut und Ohnmacht auf die Welt. „Doch allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Amen.

24.12.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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