logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wodurch definiert sich ein Gemeinwesen oder eine Gruppe? Sicher gibt es mehrere Aspekte. Auch zu bedenken ist, wie verbindlich der Zusammenhalt sein soll. Es gibt einen Stammtisch oder einen eingetragenen Verein mit Satzung. Es gibt Gemeinschaften, in die werde ich hineingeboren, in den meisten Fällen wird das beispielsweise der Nationalstaat sein. Es gibt aber auch Gemeinschaften, die sich durch ein gemeinsames Anliegen oder Interesse auszeichnen wie eine politische Partei oder der Fanclub für einen bestimmten Verein.

Wo könnten wir nun unsere kirchliche Gemeinschaft einordnen? Das lässt sich theologisch beantworten, ist aber durch unsere Prägungen beeinflusst. Niemand wird in die Kirche „hineingeboren“. Er muss sich taufen lassen. In unseren Breiten war das so sehr der „Normalfall“, dass ein neugeborenes Kind getauft wird, dass das unsere Annahmen prägt, obgleich nur mehr die Hälfte der Menschen in unserem Land eine solche Entscheidung überhaupt treffen.

Wir merken, dass es Spannungen gibt zwischen unseren Bildern von der Kirche und der Wirklichkeit. Das heutige Fest der Apostel Petrus und Paulus wirft eine weitere Frage auf. Üblicherweise spielt heute Selbstbestimmung und Mitbestimmung eine große Rolle. Und täuschen wir uns da nicht, das prägt uns alle. Ich will das hier gar nicht bewerten. Aber wir sind alle Kinder unserer Zeit. Und die ist auswählend. Das, was mir einleuchtet, das, was mir fromm oder angenehm erscheint, das wähle ich als meine Form.

Warum erzähle ich all das? Das Evangelium des Festtages nimmt uns mit nach Caesarea Philippi. Dieser Ort im Norden Israels, wo eine der Jordanquellen liegt, war zur Zeit Jesu ein Ort mit vielfältigen religiösen Angeboten. Tempel verschiedener Gottheiten waren dort zu finden. Vielleicht unserer Zeit gar nicht so unähnlich mit dem, was heute als „Pluralität“ umschrieben wird. Jedenfalls fragt Jesus dort seine Freunde: Wer bin ich für euch? Nicht in einer heilen Welt, nicht an einem frommen Wallfahrtsort fragt Jesus das, sondern vor diesem Buffet der Möglichkeiten, das Leben zu deuten.

Umso bemerkenswerter ist die Antwort des heiligen Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Und damit ist ein Fundament gelegt, hinter das keiner zurückweichen kann, wenn er Christ sein will. Genau das bekräftigt Jesus mit dem Wort vom Felsen. Dieses Bekenntnis ist der Felsen, auf den die Kirche gebaut ist, und allein auf diesem Felsen wird sie bestand haben.

Unsere kirchliche Gemeinschaft definiert sich nicht über Ortschaften und Gebäude, sondern über dieses Glaubensbekenntnis. Papst Leo hat in seiner ersten Predigt gesagt: „Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, … auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus geraten.“ Wir sind nur Christen, wenn wir Jesus Christus als den Erlöser bekennen, als den „Sohn des lebendigen Gottes“.

Die beiden Lesungen erinnern uns daran, dass das nicht bloß ein Lippenbekenntnis sein darf. Petrus und Paulus landen für dieses Bekenntnis im Gefängnis. Diese Gefahr droht uns – Gott sei Dank – nicht. Aber es geht nicht ohne konkrete Verbindlichkeit, wie es Paulus seinem Schüler Timotheus schreibt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt.“ Sagen können wir vieles, auch fromme Worte. Entscheidend ist, was wir tun. Findet das Bekenntnis zu Christus einen konkreten Ausdruck? Ganz konkret im täglichen Gebet und in der sonntäglichen Messfeier; ganz konkret aber auch in der Mitarbeit in der Kirchengemeinde in den Diensten, die es braucht für das Leben der Pfarrgemeinde; ganz konkret auch in der Haltung, mit der ich mit Glauben meine tägliche Arbeit tue und meinem Nächsten beistehe…

Wir sind als Kirche kein Verein, der alte Bräuche pflegt. Wir sind aber auch keine Neigungsgruppe, der persönliche Vorlieben pflegt. Das Fest der Apostel Petrus und Paulus erinnert uns daran, was uns zur Kirche macht: unser Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Sohn Gottes, unsere Bereitschaft, uns in die Gemeinschaft seiner Freunde einbinden zu lassen, und unser Bemühen, diesem Bekenntnis hier und heute eine konkrete Gestalt in meinem Leben zu geben. Amen.

29.06.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­