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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 18. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Glaubenserfahrungen für andere verstehbar zu machen, ist nicht immer leicht. Es geht ja um etwas sehr Persönliches. Wenn ich Gottes Nähe erfahren habe, wenn ich seinen Trost in der Trauer, seine Kraft, um etwas Widriges durchzustehen, geschenkt bekommen habe, ist das für mich etwas Wirkliches und Wirksames, dennoch ist es schwierig, Worte dafür zu finden.

Die biblischen Lesungen dieses Sonntags sprechen davon in Bildern des Überflusses: Dass nicht mehr abgezählt und berechnet werden muss, dass man satt wird, dass man Gemeinschaft und Freude erlebt… Kraftvoll sind die Worte des Prophet Jesaja dazu, sprechend die Speisung der 5000 durch Jesus.

Die Sprachfähigkeit des Glaubens ist die Überlebensfrage der Kirche unserer Zeit. Es sind nicht innerkirchliche Reformen und Veränderungen. Die interessieren außer wenigen Insidern kaum jemanden. Es ist die Frage nach dem lebendigen Gott, die Sehnsucht nach dem, der tatsächlich den Hunger der Seele stillen kann, auf die es eine Antwort zu geben gilt.

Viele haben aufgehört, danach zu suchen oder sich von Gott etwas zu erwarten. Darum fordert Jesus uns auf: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Es wird nicht reichen, den Laden am Laufen zu halten oder sich in der trügerischen Sicherheit zu wiegen, die Jungen würden nach einer Zeit der Abwesenheit wieder kommen. Das gilt übrigens nicht weniger für die Alten...

Es scheint doch nichts zu fehlen, wenn Gott fehlt, wenn ich nicht mehr bete oder den Gottesdienst nicht mehr mitfeiere… Gibt es nicht andere Nahrungsmittel in Hülle und Fülle auf dem Markt? Das bewegt den Propheten Jesaja. Im Exil, in dem sich das Volk Israel befindet, muss keiner Hunger leiden. Doch wie sieht es in der Seele aus? Können wir leben ohne das Brot des Lebens? Ohne den lebendigen Gott, der in unserer Mitte wohnt? Jesaja sagt: „Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt und mit dem Lohn eurer Mühen, was nicht satt macht?“

Wie vielen Angeboten laufen Menschen hinterher, ohne wirklich jemals „satt“ zu werden? „Hört auf mich“, sagt Jesaja, „dann bekommt ihr das Beste zu essen“.

Ja, der Herr will uns das Beste zu essen schenken. Glauben wir das? Wir können nur Menschen gewinnen, wenn wir das selbst glauben, dass Christus der beste Weg ist, dass er die beste Speise ist.

Freilich sind wir manchmal selbst müde oder angefochten. Mein Glaube ist oft klein. Darum schenkt Jesus das Wunder der Speisung der vielen. Das wenige, das die Jünger von Herzen geben, macht der Herr groß. Und 5000 werden satt von nur fünf Broten. Wie viele könnten satt werden, wenn jeder von uns die fünf Brote seines Glaubens nicht verbirgt, sondern verschenkt…

Mir fällt das auch oft schwer, den Mut zu haben, etwas so Persönliches preiszugeben. Doch wir dürfen nicht davon schweigen. So wie auch Paulus nicht tat, der schreibt: „Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert“… nichts kann „uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist“.

Von einem Geistlichen habe ich unlängst gehört: Eigentlich kann man ganz einfach seine Gewissen erforschen, darüber wie lebendig dein Glaube ist. Es braucht nur zwei Fragen: 1. Wann hast Du das letzte Mal Freude erfahren daran, dass Jesus dir nahe ist? Und 2. Wann hast Du das letzte Mal anderen von dieser Freude erzählt?

02.08.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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