logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler in der Osternacht C

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“, so fragen die Engel am leeren Grab die Frauen. Wird hier die liebevolle Treue der Frauen getadelt? Unter dem Kreuz war es nur mehr eine kleine Schar gewesen, die zu Jesus gestanden hat: Maria und weitere Frauen. Nun wollen einige von ihnen den Leichnam Jesu, wie es damals üblich war, salben. Gewiss ein gutes Werk. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, darum brauchen wir selbst im Angesicht des Todes Ausdrucksformen, mit denen wir unsere Zuneigung zeigen: eine letzte Berührung des Verstorbenen, die Teilnahme an der Beisetzung, die Pflege des Grabes…

Und doch hören wir in der Osternacht diese herausfordernden Worte: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ „Ja, was sollten wir denn sonst tun?“, möchten wir antworten. Wo sollte denn ein anderer Ort sein für die Toten als das Grab?

Eben haben wir die Erzählung vom Auszug Israels aus Ägypten gehört. Ausweglos scheint die Lage. Vor sich sehen die Israeliten nur das Schilfmeer, hinter ihnen naht der Pharao mit seiner ganzen Streitmacht. Nur Untergang und Tod ist für das Volk Israel zu sehen, doch Gottes Macht bahnt einen neuen Weg. Unvorstellbar – bis zu diesem Tag.

Wenn wir von einem geliebten Menschen Abschied nehmen müssen, wenn wir an unsere eigene letzte Stunde denken, dann erdrückt uns fast die Ausweglosigkeit dessen. All unser Können stößt an seine Grenzen. Traurig suchen wir die, die einst mit uns lebten, bei den Toten. Und wir sehen unseren Weg dorthin als unausweichlich.

Doch mit Ostern hat etwas unerhört Neues begonnen. Christus ist unseren Tod gestorben. Doch er blieb nicht im Tod. Christus ist auferstanden! Wir suchen ihn nicht mehr im Grab. Wir wissen, dass er lebt und immer bei uns ist. Diese Frohe Botschaft feiern wir in der Osternacht. Sein Licht hat das Dunkel besiegt. Oft ist es nur ein Licht, wie die Osterkerze, die in die dunkle Kirche getragen wurde. Aber wo wir es mit anderen teilen, wo wir selbst Licht von seinem Licht werden, da breitet sich das Licht des Lebens aus.

Wir suchen nicht mehr den Lebenden bei den Toten. Wir dürfen Vertrauen haben, selbst wenn manch Liebgewonnenes zerbricht, selbst im Angesicht des Todes. Er, der tot war, er lebt! Und sein Wort ist Leben auch für uns. Aus dieser Hoffnung dürfen wir leben. Diese Hoffnung wollen wir weitersagen, dann „leuchtet die Nacht wie der Tag“. Amen.

19.04.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­