logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kirchweihsonntag                            

1 Kön 8,22-23.27.30; 1 Petr 2,4-9; Joh 2,13-22

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, im Religionsunterricht beginne ich das Schuljahr mit dem Thema Kirche. Es geht um die Kirche als Gebäude mit all dem, was zu einer katholischen Kirche gehört: Altar, Ambo, Tabernakel, Orgel, Glocken… Und es geht um die Kirche als Gemeinschaft: Weltweit mit dem Papst, im Bistum mit unserem Bischof und vor Ort.

Das heutige Kirchweihfest lässt uns auf den ersten Blick an das Gebäude denken, das an einem bestimmten Tag vom Bischof geweiht wurde. Es ist ein heiliger Ort – ein Ort, so legt es das Evangelium von der Tempelreinigung nahe, der reserviert ist für das Gebet. Das ist wichtig. Die Kirchenmauern und der Altar wurden mit geweihtem Wasser besprengt und mit heiligem Chrisam gesalbt wie ein Täufling bei seiner Taufe. Darum ist es ein heiliges Haus, bewusst herausgenommen aus den sonstigen Nutzungen von Räumen.

Und doch darf uns das nicht verleiten, die andere Bedeutung der Kirche zu übersehen. Wir kommen ja in der Kirche zusammen, um immer mehr Kirche zu werden. In einem wunderbaren Bild spricht der Apostel Petrus in der Zweiten Lesung von einem „Haus aus lebendigen Steinen“. Gewiss brauchen wir Orte zum Aufatmen und Ausruhen. Wir brauchen Orte, an denen meine Gebete ausgesprochen werden können und gehört werden – wie es König Salomo bei der Tempelweihe ausdrückt. Darum sind unsere Gotteshäuser täglich geöffnet. Ohne sich anmelden zu müssen, ohne Eintritt zahlen zu müssen, dürfen wir einfach kommen. Das ist ein hoher Wert, ein kostbares Gut in unserem Ort.

Gleichzeitig wurde die Kirche geweiht, um uns als Gottes Volk zusammenzuführen. Das Volk Gottes zeichnet sich nicht aus durch Geburt oder Abstammung, durch Ortzugehörigkeit oder Nationalität. Die katholische Kirche ist universal. Wir sind in jeder katholischen Kirche zuhause, wir sind nicht „Gäste“, sondern alle Glieder Christi, denn wir sind die Kirche Christi.

Damit ist aber auch etwas Wesentliches benannt, was im Eifer Jesu anklingt. Seine Kirche ist nicht einfach ein Brauchtumsverein. Wir sind eine Bekenntnisgemeinschaft. Wir bekennen uns zu Jesus Christus als dem Sohn Gottes. Dieses Bekenntnis und die Taufe auf seinen Namen machen uns zur Kirche. Und damit wir lebendige Glieder seines Leibes bleiben, müssen wir mit ihm verbunden bleiben durch die regelmäßige Mitfeier der Heiligen Messe. Ohne die Verbindung mit dem Weinstock werden wir als Reben keine Früchte bringen.

Es gehört aber Weiteres zum Kirchesein unerlässlich dazu. Wir empfangen vom Herrn, wie eben gesagt, aber wir müssen auch etwas von uns geben. Die Kirche lebt auch von Austausch der Gaben. Jedem von uns hat der Herrgott Talente gegeben zum Aufbau des Leibes Christi. Das ist ganz konkret gemeint. Jeder, der zur Kirche gehören will, muss etwas von seiner Zeit und seiner Kraft einbringen. Wir können hier nicht Gottesdienst feiern, wenn nicht konkrete Menschen die Kirche reinigen und schmücken, um die Kirche kehren und den Winterdienst versehen, wenn nicht Mesner, Ministranten und Kirchenmusiker sich einbringen oder Menschen in der Kirchenverwaltung Verantwortung übernehmen oder beim Pfarrfest helfen, damit wir die Rechnung für die Heizung bezahlen können. Dafür brauchen wir ganz konkrete Menschen. Das betrifft alle, die hier Gottesdienst feiern.

Manchmal sieht es so aus, als gäbe es genug „andere“, die das erfüllen. Aber das täuscht. Jeder wird gebraucht. Und wenn wir heute Kirchweih feiern, dann gebe ich Ihnen die konkrete Frage mit: Was kann ich tun für diese Kirche, damit wir gut und würdig Gottesdienst feiern können, damit wir einen Ort des Gebets und des Aufatmens haben. Amen.

12.10.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­