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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Christkönigssonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in den ersten Jahrhunderten der Kirche haben Theologen intensiv gerungen, was eine angemessene Ausdrucksweise für den katholischen Glauben sein kann. Daraus entstand unser Glaubensbekenntnis. Die wichtigste Festschreibung geschah auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325, was sich im kommenden Jahr zum 1700. Mal jährt. Im Credo, das wir Sonntag für Sonntag sprechen, sind die wesentlichen Aussagen unseres Glaubens festgeschrieben.

Um noch genauer zu beschreiben, wer Jesus Christus ist, entschied man sich später von „zwei Naturen“ zu sprechen: Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Es soll hier nicht um philosophische Begriffsklärung gehen. Aber die Frage: „Wer ist Jesus Christus?“ ist doch zentral für unser Christsein.

Die Antworten bewegen sich auch heute entlang der Linien wie damals. Für die einen ist Jesus ein besonderer Mensch, besonders weise, liebevoll, besonders vorbildlich… Für die anderen ist er Gott, der in Allwissenheit über allem schwebt und letztlich doch unberührt bleibt von menschlichen Ängsten und Fragen. Das Große am christlichen Glauben ist, dass er die Spannung nicht in die eine oder die andere Richtung auflöst. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, beides in Fülle, ohne dass etwas vom Gottsein oder vom Menschsein fehlen würde.

Das ist wichtig, um das heutige Christkönigsfest recht zu verstehen. Wenn wir die schönen Lieder singen: „Christus König allezeit…“, dann könnte man meinen, es ginge um Triumphalismus oder um eine Art „Weltherrschaft“. Aber das Evangelium ist sehr deutlich. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagt Jesus vor Pilatus.

Jesus bekräftigt seinen Anspruch, König zu sein, und macht gleichzeitig deutlich, dass er nicht in der Weise König ist oder sein will, wie es in unserer Welt erwartet wird. Christus ist Sieger, aber sein Weg dorthin ist keine Schlacht, sondern ist seine Hingabe am Kreuz. Christus ist Herrscher, aber sein Weg ist nicht die Unterdrückung anderer Völker, sondern ist die Gotteskindschaft, die er mit uns teilen will. Durch sein Blut hat er uns „zu seinem Königreich gemacht“, hieß es in der Zweiten Lesung.

Das scheint mir wichtig für unsere heutige Situation als Kirche. Gar nicht wenige Christen leiden darunter, dass die Beteiligung rückläufig ist. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass meine Nachbarn ebenso wie ich am Sonntag zur Messe gehen. Ganz im Gegenteil. Auch das öffentliche Ansehen unserer Kirche ist oftmals beschädigt… Ich will das weder relativieren, noch lässt es mich unberührt. Aber ich frage mich immer mehr: Entspricht unsere Auffassung von der Kirche dem, was wir von Christus bekennen? Und das muss ja zusammenhängen, schließlich ist es ja seine Kirche, seine Stiftung.

Darum ist die Kirche ganz menschlich. Das heißt, ihre Formen und Strukturen sind den Gesetzmäßigkeiten dieser Welt unterworfen, dem Werden und Vergehen. Kein Gebäude, kein Verband ist für die Ewigkeit bestimmt. Darum gibt es in der Kirchengeschichte Hochzeiten mit großem Zuspruch und Aufbruch und es gibt auch tiefe Täler, in denen manches abgebrochen wird. Diese Stunden des Kreuzes sind hart für alle, die sie ertragen müssen. Gleichzeitig ist die Kirche ganz göttlichen Ursprungs. Jesus hat sie gestiftet und gewollt. Darum brauchen wir keine Angst um ihre Zukunft zu haben. Der Herr verlässt die Seinen nicht. Wer Christus zum König gewählt hat, braucht sich nicht mehr zu fürchten vor den Mächten dieser Welt, vor dem Wandel der Zeit mit ihrem Auf und Ab. Der Prophet Daniel sagt es deutlich: „Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.“

Das Christkönigsfest ist von großem Realismus geprägt. Wir hören bewusst ein Evangelium aus der Passion. Unser König trägt eine Dornenkrone. Er teilt unsere Nöte und Kämpfe. Gleichzeitig ist das Christkönigsfest von einem unerschütterlichen Trost geprägt. Christus ist Sieger und König. Er ist auferstanden. Er hat das letzte Wort – nicht die lauten und gerissenen Meinungsmacher. Hören wir auf seine Stimme, dann brauchen wir keine Furcht zu haben. Denn er sagt: Habt Vertrauen, „ich habe die Welt besiegt“! Amen.

24.11.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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