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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 25. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wenn es um Entscheidungen oder Aktionen von Gremien – gesellschaftlich, kirchlich oder politisch – geht, fällt vielen Menschen die Kritik daran leichter als die Mitarbeit. Was die anders machen müssten… Was der endlich mal tun sollte… Das ist oft leicht gesagt. Irgendwie scheint es Teil der Schwerkraft zu sein, die an uns zieht, dass uns manchmal Ablehnung leichter fällt als Wohlwollen.

Schneller ist Nein gesagt als Ja, auch wenn es um das Mitwirken in einer Gemeinschaft geht. Der Jakobusbrief zählt Beispiele auf. Eifersucht, Neid, Begehren, Streitsucht nannte die Zweite Lesung als Grund für „Unordnung und böse Taten“, die sich in unserem Herzen und in unseren Gemeinden leicht ausbreiten.

Diese Worte sind wirklich nah am Leben. In unseren Ortschaften erleben oder erleiden wir immer wieder Missgunst und Streit – offen oder untergründig. Und manchmal dringt es eben auch in unsere christliche Gemeinde, dass wir bestimmte Menschen ablehnen, weil sie anders sind, weil sie bestimmte Verhaltensweisen haben, weil wir eine „alte Geschichte“ mit ihnen haben…

Jesus selbst erfährt Ablehnung. Und er kündigt das deutlich seinen Jüngern an, wir haben es eben im Evangelium gehört. Er erfährt am eigenen Leib, was das Buch der Weisheit ankündigte: „Er ist uns unbequem“. Er hinterfragt uns. Darum wollen wir ihn beseitigen. Und die angedachte Gewalt wird Wirklichkeit, weil aus Gedanken Worte und aus Worten Taten werden. Der Menschensohn wird tatsächlich „den Menschen ausgeliefert“ und sie töten ihn am Kreuz. Sie sagen mit Gewalt „Nein“ zu Jesus, dazu, dass er der Sohn Gottes ist.

Doch am Kreuz geschieht das Wunder der Liebe Gottes. Jesus reagiert nicht mit Ablehnung darauf, dass man ihn verhöhnt und verurteilt. Er sagt weiter „Ja“ – Ja zum Willen des Vaters und Ja zu uns Menschen, die wir uns selbst nicht aus der Spirale von Ablehnung befreien können. Denn nur die Versöhnung schafft einen neuen Anfang, nur die Vergebung lässt uns leben.

Wir wollen oft Recht behalten, es besser wissen. Doch Jesus stellt ein Kind in die Mitte seiner Freunde. Es ist für Jesus ein anschauliches Beispiel, denn ein Kind ist bereit zu lernen. Es ist bereit zu vertrauen. Es rechnet nicht in den alten Kategorien. Jesus fordert nicht nur seine Jünger heraus, auch uns heute. Christsein beginnt immer und unverzichtbar mit dem Wort Jesu: „Kehrt um und glaubt“. Wir können nur Freunde Jesu sein, wenn wir ihm ganz vertrauen. Wenn wir glauben, dass sein Tod wirklich den Tod besiegt hat, dass sein Ja zu uns der einzige Weg aus der Sackgasse unseres Neins ist.

Wir werden erst Freunde Jesu, wenn wir ihm nachgehen und nachtun, wenn wir lernen einander anzunehmen – auch die, mit denen wir uns schwertun, ja vielleicht gerade die. Wenn wir lernen mehr mitzubauen und mitzuhelfen als zu kritisieren und zu kommentieren.

An anderer Stelle sagt Jesus: Nur wenn wir wie Kinder werden, können wir in sein Reich gelangen. Nur wenn wir seine Schüler werden, wenn wir aufhören zu meinen, dass wir es doch selbst irgendwie besser wissen. Christsein ist keine Weltanschauung, es ist ein Weg – ein Weg mit dem Herrn, auf dem wir immer mehr seine Freunde werden wollen, auf dem wir von ihm lernen. Amen.

22.09.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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