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pdfGebet am 3. Ostersonntag

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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Ostersonntag

Liebe Brüder und Schwester im Herrn,

von einer „neuen Normalität“ ist in diesen Tagen manchmal zu hören. Menschen sehnen sich nach Normalität für ihr Leben. Und da geht es gar nicht um eine Urlaubsreise auf die Seychellen, sondern um ganz einfache und wichtige Dinge, etwa dass Großeltern gerne ihre Enkelkinder wieder einmal in den Arm nehmen möchten oder Kinder ihre Schulkameraden und Freunde zum Spielen treffen möchten.

Dennoch wird – ohne hier eine besondere Kompetenz für medizinische, politische oder ökonomische Fragen zu beanspruchen – die Situation nach der Krise eine andere sein. Eine „neue Normalität“ vielleicht. Nicht so sehr, dass ich an die Lernfähigkeit des Menschen glauben würde. Dem steht eine Jahrhundertealte Erfahrung entgegen. Aber bestimmte Dinge werden eben anders ablaufen oder schlicht nicht mehr da sein…

Warum erzähle ich das? Die Bewertung der gegenwärtigen Situation und Maßnahmen wird ja unterschiedlich sein. Und sie darf das auch, selbst wenn das nicht allen passt. Aber die wichtigere Frage für uns als glaubende Menschen ist, was hat uns der Glaube, was hat uns die Botschaft des Evangeliums dazu zu sagen oder dabei zu helfen?

Am heutigen dritten Sonntag der Osterzeit hören wir ein Evangelium, das aus den letzten Zeilen des Johannesevangeliums genommen ist. Man kann es so verstehen, dass die Jünger sich zurücksehnen nach „Normalität“. Sie gehen nämlich aus Jerusalem in ihre Heimat Galiläa, also dorthin, wo alles begann. Petrus drückt es so aus: „Ich gehe fischen“. Das ist sein ursprünglicher Beruf, von dem ihn Jesus einst wegrief: „Komm, folge mir nach“ und ihn zum „Menschenfischer“ machen wollte.

Natürlich können Sie einwenden, dass wir doch aus dem Johannesevangelium an Ostern und am Weißen Sonntag vom leeren Grab, das Petrus und Johannes sahen, und von Begegnungen der Jünger mit dem Auferstandenen hörten. Sie wissen also bereits von der Auferstehung Jesu. Und der Auferstandene hat doch durch Maria von Magdala aufgetragen: „Geht nach Galiläa, dort werdet ihr mich sehen…“ Das stimmt. Und doch ist das Evangelium spannender und herausfordernder als ein Erlebnisaufsatz, der uns erzählt: „Und dann, und dann…“ In den Osterevangelien begegnet uns ein Ringen um das rechte Verständnis der Botschaft Jesu und vor allem um die Frage, wie denn mit der Botschaft von der Auferstehung umzugehen ist im konkreten Leben. Und da gibt es – wie auch in unserem eigenen Glaubensleben – manchmal einen Schritt vor und einen zurück. Ja, die Jünger haben von der Auferstehung Jesu erfahren. Und höchstwahrscheinlich glauben sie das auch. Und doch meinen sie zunächst, dass alles ungefähr so weitergehen könnte wie früher, dass sie in ihr altes Leben zurückkehren könnten.

Aber hier handelt es sich nicht um irgendein Ereignis, es handelt sich nicht einmal um eine Krise vielleicht mit unserer vergleichbar, nein, es handelt sich um ein weltbewegendes, alles veränderndes Ereignis. Wie wir es in der Zweiten Lesung hörten: „Schon vor der Grundlegung der Welt“ war Jesus ausersehen, in die Welt zu kommen und durch sein Blut uns Erlösung und Hoffnung zu bringen.

Doch wie wunderbar ist die Geduld des Herrn! Jesus geht seinen Jüngern nach – auch in ihren Alltag, auch in ihre Sehnsucht, im Alten und Vertrauten zu bleiben… Behutsam führt er sie in das Neue: „Habt ihr nicht etwas zu essen“? Habt ihr nicht etwas zu geben, das die Menschen satt macht? Und über den reichen Fischfang lernen die Jünger: Ja, sie haben etwas zu geben, das die Menschen satt macht: die Frohe Botschaft, dass der Herr lebt und uns Leben schenken will, Leben in Fülle. Und das haben sie nicht nur zu geben, das müssen sie anderen geben. Die Erste Lesung zeigt uns Petrus, wie er genau das tut. 50 Tage nach Ostern am Pfingsttag spricht er öffentlich und freimütig davon, dass Gott Jesus „von den Wehen des Todes befreit und auferweckt“ hat. Gott hat uns den „Weg zum Leben“ gezeigt in seinem Sohn. Dafür sind die Apostel Zeugen. Dafür dürfen auch wir Zeugen sein. Und darum brauchen wir keine Furcht vor dem „Neuen“ zu haben. Denn als Christen trauen wir der „neuen Welt“, die Gott zu schaffen vermag und schaffen wird, im Vergleich zu der all die Veränderungen unserer Welt letztlich klein sind. Das hat er uns in der Auferweckung Jesu versprochen. Darum haben wir als Christen immer Hoffnung! Amen.

26.04.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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