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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 17. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

nichts ist einfach da in unserer Welt. Wenn wir mit einem Physiker sprechen, kann dieser uns über Impulse aufklären, die es braucht, damit überhaupt etwas in Bewegung kommt, damit überhaupt etwas existiert: das Weltall, unsere Welt, mein Leben. Nichts davon ist selbstverständlich. Es ist staunenswert, es ist eine Gabe.

So ist es auch mit dem Glauben. Nur weil Generationen vor uns geglaubt haben, heißt das nicht, dass der christliche Glaube einfach da wäre. An den traurigen Vorgängen um die Hagia Sophia in Konstantinopel, die tausend Jahre lang christliche Kirche war, dann von den Osmanen erobert und nun gestern erneut zur Moschee wurde, könnte man erneut sehen, wie sich auch sicher geglaubte Dinge ändern können. Aber noch mehr an der erschreckenden Gleichgültigkeit, mit der viele Menschen in unserem Land dem Glauben und der Kirche begegnen, können wir es sehen: Damit der Glaube erhalten und lebendig bleibt, braucht es konkrete Menschen. Es braucht Menschen, die Gottes Spuren in unserer Welt suchen und ihnen folgen, die – mit dem heutigen Evangelium gesprochen – den „Schatz im Acker“ suchen.

Freilich spricht das eben gehörte Evangelium von der Freude des Findens: der Schatz im Acker, die wertvolle Perle, der gute Fischfang. Groß ist die Freude derer, die sie gefunden haben. Doch die Bilder, die Jesus gebraucht, sagen auch: Um dorthin zu gelangen, braucht es die Mühe des Suchens, das Graben in die Tiefe, das Auswerfen der Netze…

Das wird heute gerne vergessen oder verschwiegen. Wir wiegen uns in der Kirche manchmal gerne in der vermeintlichen Sicherheit, dass doch irgendwie alle Menschen auf der Suche nach Sinn seien oder alle irgendwie an etwas glauben würden. Doch ist dem so? Man kann sich den Glauben auch abgewöhnen oder müde werden. Nicht wenige haben die Suche aufgegeben oder scheuen diese Mühe.

Die Kirche ist aber „ekklesia“, zu deutsch: „die Herausgerufene“. Der Herr ruft uns aus der Bequemlichkeit heraus ins Wagnis des Glaubens und der Nachfolge. Christsein bringt auch manche Mühe mit sich. Es ist nicht immer leicht, es kostet mich etwas, dass ich mich immer wieder zur Sonntagsmesse aufraffe, dass wir uns mühen um Ehrlichkeit und Redlichkeit in unserem täglich Handeln, dass wir anderen immer wieder verzeihen und die Güte leben. Nichts davon ist einfach da. Doch Christus gibt uns den „Impuls“ dazu, wenn wir sagt: Folge mir nach! Und wenn wir uns auf diesen Weg wagen, erleben wir auch die Freude des Findens, dass wir nämlich auf diesem Weg Christus begegnen, ihn finden und Gemeinschaft finden mit anderen, die auf dem Weg Jesu sind.

Vielleicht meint das auch der heilige Paulus, der in der Zweiten Lesung sagt: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht“. Scheuen wir keine Mühe, Gottes Spuren zu suchen. Und teilen wir die Freude, wo wir in unserem Leben Christus gefunden haben, den Schatz im Acker unseres Lebens. Amen.

26.07.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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