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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Mariae Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, vom langjährigen Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) wird erzählt, er habe manchmal andere Staatsmänner im Gespräch nach deren Mutter gefragt. Diese Frage war für ihn ein Weg, um Vertrauen aufzubauen. Es ist verständlich, dass es fruchtbare Gespräche oder gar Verhandlungen ohne ein gegenseitiges Vertrauen nicht geben kann.

Der Frage liegt die berechtigte Annahme zugrunde, dass fast jeder Mensch eine Beziehung zur Mutter hat. Umso tragischer, wenn ein Kind die Mutter früh verliert. Und ich würde auch sagen, dass für die meisten Menschen die Mutter ein ganz wichtiger Mensch ist. Von keinem Menschen lernen wir so viel über das Menschsein, das Sprechen, das Gehen, das Verhalten…

Diese menschliche Erfahrung spiegelt sich auch in unserem katholischen Glauben. Für Jesus, den menschgewordenen Gottessohn, ist Maria als Mutter der wichtigste Mensch auf Erden gewesen. Jesus hat seine Mutter geliebt. Wie sollten dann wir, als seine Freunde, sie nicht auch lieben? Von dieser Mutter können auch wir die Sprache des Glaubens lernen. Die Heilige Schrift hat uns Kernaussagen überliefert, mit denen uns Maria zeigt, wie Christsein gelingt: „Mir geschehe nach deinem Wort“, sagt sie zum Engel Gabriel und drückt damit ihr großes Vertrauen aus, dass Gottes Wege gut sind. Maria lehrt uns, dass es gut ist, Gottes Weisungen zu folgen. „Was er euch sagt, das tut“, empfiehlt sie den Dienern bei der Hochzeit zu Kana. Und diesen Rat gibt sie als Mutter auch uns: Tut, was Jesus sagt!

In unserem Glauben spielt die Gottesmutter aber auch in weiterer Hinsicht eine wichtige Rolle. Das wird am heutigen Fest „Maria Himmelfahrt“ sichtbar. Gerade haben wir im Evangelium das Magnificat gehört. Maria singt einen Lobpreis auf Gott, der die erlöst, die ihm vertrauen. Da ist die Rede von den Kleinen und Schwachen, von denen, die übersehen oder sogar ausgebeutet werden, von denen, die es manchmal schwer haben im Leben. Aber Maria erinnert sie und uns alle an das große Vertrauen, dass wir in Gott haben dürfen. Er sieht einen jeden von uns. Er hört alle, die zu ihm beten. Auch wenn es – wie in der Lesung aus der Offenbarung – manchmal so aussieht, als hätte das Böse die Überhand, am Ende steht der Herr als Sieger da. „Jetzt ist er da, der rettende Sieg“, ruft die Stimme. Und das feiern wir heute. Christus ist auferstanden. Er hat den Tod besiegt. Und dass er allen, die ihm glauben, Anteil an diesem Sieg schenken will, das sehen wir an Maria. An ihr ist zuerst wahr geworden, was uns versprochen ist. Mit Leib und Seele hat Christus seine Mutter in den Himmel aufgenommen, darum ist sie das „große Zeichen am Himmel“ – ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes. So beschreibt es auch der Apostel in seinem Korintherbrief: „Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören.“

Wir dürfen heute nach der Mutter fragen, damit das Vertrauen wächst. Nicht nur für politische Verhandlungen, sondern für alle Bereiche des Lebens. Wir brauchen Maria als große Lehrerin des Gottvertrauens. Ohne dieses Vertrauen wird nichts gelingen, was wir planen und angehen. In diesem Gottvertrauen können wir zuversichtlich unseren Weg gehen – selbst in schweren Stunden, denn der Herr „schaut auf die Niedrigen“. Ein wunderbares Fest der österlichen Hoffnung dürfen wir heute feiern. Der Herr ist auferstanden und er will allen, die ihm glauben, Anteil geben an seinem Sieg. Maria ist unter uns Menschen das große Zeichen für eben diese Hoffnung. Amen.

15.08.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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