Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Maria, Schutzfrau Bayerns
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, welcher Mensch ist im Leben so wichtig wie die Mutter? Ob ein Kind angenommen wird; ob es einen guten Start ins Leben hat; ob es erfährt, was es bedeutet geliebt zu sein als der Mensch, der ich nun einmal bin… All das hängt ganz wesentlich von unserer Mutter ab. Umso dankbarer dürfen wir sein, wenn uns der Herrgott eine gute Mutter gegeben hat.
Der heilige Pfarrer von Ars, an dessen Grab ich im Frühjahr Exerzitien machen durfte, bezog diese menschliche Wirklichkeit auch auf das geistliche Leben. Den Glauben empfangen die Kinder ganz wesentlich von der Mutter. Der Pfarrer von Ars sagte immer wieder: „Die Tugend springt leicht vom Herzen der Mutter auf das Herz der Kinder über… Darum soll ein Kind sich nie an die Mutter erinnern ohne zu weinen.“ („La vertu, affirmait-il, passe du cœur des mères dans le cœur des enfants! … Un enfant ne doit pas pouvoir regarder sa mère sans pleurer.“)
Der heilige Johannes Maria Vianney hatte selbst das Geschenk erfahren, eine gütige und gläubige Mutter zu haben. Sie ermöglichte es ihm durch ihre Beharrlichkeit, dass er Priester werden konnte. Aufgrund der armen Verhältnisse wollte sein Vater lieber, dass Vianney in der elterlichen Landwirtschaft mitarbeite. Doch das Herz der Mutter obsiegte. Und so wurde auch die Liebe der Mutter im Wirken des Sohnes wirksam, der ein heiliger Seelsorger in Ars wurde.
Ich denke, diese menschliche Grunderfahrung macht die Verehrung der Gottesmutter Maria für uns so anrührend. Wir schauen auf das Leben Jesu und sehen an den wichtigsten Stationen stets auch seine liebe Mutter: In Nazareth, wo sie Ja sagt zum Plan Gottes; in Betlehem, wo sie im Stall den Gottessohn zur Welt bringt; im Haus der Heiligen Familie, wo Jesus aufwächst und im Herzen der Mutter die Liebe zu Gott bestätigt fühlt, die ihn dann seinen Weg gehen lässt; aber auch unter dem Kreuz sehen wir Maria oder – wie hier in der Kerlachkapelle – als Mutter der Schmerzen; und die Apostelgeschichte erzählt uns von Maria in der Freude über die Auferstehung und im Gebet um den Heiligen Geist, zu dem sie die Apostel anregt. Wie könnten wir an Maria denken, „ohne zu weinen“ oder jedenfalls ohne gerührt und berührt zu sein?
Unsere Vorfahren haben darum unsere Heimat dem Schutz der Gottesmutter anvertraut. Das war seit alters her mit dem Titel der „Herzogin von Franken“ verbunden oder mit der Bitte, dass Maria die „Schutzfrau Bayerns“ sein möge, wie wir es heute feiern. In allen Nöten der Zeit, in Krieg und Frieden, in Gesundheit und Krankheit kamen die Gläubigen und kommen heute wir zu ihr. Ganz besonders mit der Bitte um die Erneuerung im Glauben kommen wir heute zu Maria. Die Lage der Kirche ist sehr ernst in unserem Land, so viel Streit und Verwirrung, so viel Müdigkeit im Glauben. Umso mehr wollen wir den Rat des heiligen Pfarrers von Ars beherzigen: „Die Tugend springt leicht vom Herzen der Mutter auf das Herz der Kinder über.“ Von Maria wollen wir glauben lernen. Von ihr können wir lernen, was es heißt, den Weg Jesu zu gehen. Denn genau das ist der Auftrag der Kirche und nichts anderes: den Weg Jesu gehen. Dazu möge uns Maria, unsere himmlische Mutter, helfen. Amen.
01.05.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler