Predigt von Pfarrer Daigeler zum 6. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie komme ich zu einem guten Ergebnis, wenn eine schwierige Entscheidung gefragt ist? Es gibt Fragen, da ist es ganz offenkundig, wie man handeln soll. Ein Mensch stürzt vor meinen Augen auf dem Gehweg. Wer wäre der Meinung, dass man nicht unmittelbar gerufen ist zu helfen? Oder fügen wir hinzu, welcher Mensch, der zumindest immer wieder sein Gewissen prüft, der nicht vollkommen durch Gleichgültigkeit abgestumpft ist.
Es gibt auch Fragen und Situationen, in denen es nicht so klar ist, was zu tun ist oder wie man sich entscheiden soll. Als Christen ist für uns naheliegend, zu fragen, welche Hilfe uns hier der Glaube bietet.
Weisung bietet uns die Heilige Schrift. Sie enthält beispielsweise die Zehn Gebote, die ganz grundsätzlich den Schutz des Lebens, des Eigentums, der Treue, der Rechte des anderen unterstreichen. Ebenso haben wir die Überlieferung der Kirche. Sie birgt den Erfahrungsschatz unzähliger Christgläubiger, die aus dem Glauben in bestimmten Situationen bereits Entscheidungen getroffen haben. So hat die Kirche bei vielen Fragen bereits gesehen, was sich bewährt oder eben nicht. Darum teilt sie diese Erfahrungen mit uns.
Das sind unverzichtbare, wertvolle Quellen. Und doch sind sie kein „Rezeptbuch“, so dass wir nur nachschlagen müssten und dann wäre alles klar. Wir sehen ja, dass es auch zwischen Gläubigen manchmal Debatten gibt, was nun gilt…
Wenn wir über die Lesungen dieses Sonntags nachdenken, dann werden wir hier auf eine wichtige Ergänzung hingewiesen: Der Glaube will uns vor allem eine Haltung vermitteln. Jesus hat uns kein Nachschlagewerk hinterlassen, das auf jede Einzelfrage eine Antwort bietet. Wo er gefragt wird, gibt es tatsächlich Weisungen. Grundsätzlich lehrt er eine Haltung, die aus dem vollkommenen Vertrauen in den himmlischen Vater wächst. Ganz wie es Jahrhunderte zuvor bereits der Prophet Jeremia sagte: „Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt.“
Der Glaube erinnert uns bei allen Entscheidungen zuerst einmal daran: Du weißt nicht alles. Du kannst allein nicht alles. Für das gute Leben, für das Gelingen des Zusammenlebens bist du auf den anderen angewiesen – auf andere Menschen und auf den Herrn.
Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht. Wenn wir uns umschauen, dann hören wir doch eher die „Predigt“: Du kannst selbst definieren, wer du bist. Du weißt am besten, was gut für dich ist. Denk an dich, damit du genug von diesem Leben abbekommst…
Wir dürfen dankbar sein für die Weisung und Orientierung, die uns der Glaube gibt – als Einzelne wie als Gemeinschaft. Denken wir an die Zehn Gebote, an das Beispiel der Liebe, das uns Jesus gegeben hat, an den Erfahrungsschatz, den die Kirche aus dem gelebten Glauben hat. Was für eine Hilfe für das gute Leben ist uns hier geschenkt! Und doch braucht es bei allem die Demut. Das Evangelium mahnt: Weh euch, ihr Reichen, ihr Satten, ihr, die ihr meint alles zu wissen und zu können. Auf dem Weg Jesu müssen wir Lernende bleiben, denn nur den Armen, denen, die vom Herrn alles erhoffen, ist das Reich Gottes verheißen. Amen.
16.02.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler