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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kiliani-Sonntag 2024

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, oftmals halten wir Dinge für glaubwürdig, die wir „unmittelbar“ erfahren haben und nicht nur „mittelbar“ davon gehört oder gelesen haben. Aber trifft diese Wertung immer zu? Natürlich können andere eine Geschichte beim Weitererzählen verändern oder verkehren, aber auch unsere Sinne und Wahrnehmungen unterliegen Einflüssen und sind leichter zu täuschen, als wir uns das oft eingestehen.

Die Geschichte des Glaubens ist jedenfalls immer an konkrete Menschen gebunden. Gott selbst hat sein Wort an das Menschsein Jesu gebunden. Und der hat seine Botschaft Menschen anvertraut, damit sie diese weitersagen und weitertragen, bis er wiederkommt. Die „Mittelbarkeit“, die Vermittlung durch die Kirche, durch die Sakramente und durch Glaubenszeugen ist daher grundlegend und unverzichtbar.

Im religiösen Spektrum gibt es auch immer die andere Tendenz. Freikirchlich geprägte Christen betonen zum Beispiel stark, dass Gott ihnen unmittelbar in Herz spreche. Oder einige katholische Christen haben eine große Aufmerksamkeit für Privatoffenbarungen und Erscheinungen. Ich möchte das nicht ausschließen. Aber dieses Streben nach einer Art von „Unmittelbarkeit“ zum Göttlichen, birgt immer auch die Gefahr des Subjektivismus. Das heißt, etwas wird für wahr „gehalten“, weil es mich (emotional) bewegt, weil es mich anspricht, weil es mir fromm erscheint…

Wir sind Kinder unserer Zeit, darum können wir alle uns von dieser Tendenz nicht ganz loslösen. Aber wenn wir im Gottesdienst die Heilige Schrift lesen, wenn wir die Sakramente empfangen und wenn wir die Heiligen feiern wie heute Kilian und seine Gefährten, dann wird uns die „Mittelbarkeit“ als etwas besonders Wertvolles vorgestellt. Der katholische Glaube hält die Vermittlung nicht für einen Umweg, sondern für den eigentlichen Weg, den Gott selbst gewählt hat.

Wir waren nicht dabei, als Jesus die Bergpredigt hielt, die wir eben gehört haben. Aber das macht keinen Unterschied. Wir haben glaubwürdige Zeugen, die sie gehört und weitergegeben haben. Wir waren nicht dabei, als Jesus seine Wunder tat. Aber das macht keinen Unterschied, denn er selbst wirkt leibhaft an uns in seinen Sakramenten. In der Eucharistie wird er für uns berührbar, berührt er uns heilend und aufrichtend. Wir haben den Auferstandenen nicht mit eigenen Augen gesehen. Aber das macht keinen Unterscheid, denn wir haben die Märtyrer wie die Frankenapostel, die uns die Wirklichkeit der Auferstehung bezeugen mit Haut und Haaren, mit der Hingabe ihres Lebens. Denn jedes Martyrium wäre töricht, wenn es keine Auferstehung gäbe. Ganz wie wir es in der Ersten Lesung hörten: „In den Augen der Menschen wurden sie gestraft, doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.“

Das Fest unserer Frankenapostel ist von großer Bedeutung für unser Bistum Würzburg. Es ist keine Folklore. In der für uns überschaubaren Zeit werden wir die großen Gebäude der Vergangenheit nicht füllen können. Und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welche „Reform“ die Kirche unternimmt oder unterlässt.

Das Fest des heiligen Kilian stärkt uns im wahrsten Sinn im katholischen Glauben, der uns von den Aposteln über die Heiligen und die Kirche bis zum heutigen Tag übermittelt wird. Mit dem Fremdwort nennen wir diese „Übermittlung“ und Weitergabe „Tradition“. Das scheint mir die dringendste Aufgabe zu sein: den Glauben weiterzugeben. Und das hängt, wie es das Tagesgebet sagte, an „Missionsarbeit“. Das kirchliche Leben hängt an konkreten Menschen, die nicht sagen: Ja, wenn ihr das und das ändern würdet, dann würde ich… Es hängt an Menschen, die wie Kilian und seine Gefährten sagen: Hier bin ich, sende mich. Die ihre Talente, ihre Kraft und Zeit einbringen, damit die Botschaft weiterklingt. Der Glaube hängt an Menschen, die im Gebet die Gegenwart des Herrn bekennen und sie im Gottesdienst feiern. Wo wir das Tun, ist Gott uns nahe. Das hat er uns versprochen. Das galt zur Zeit des heiligen Kilian und das gilt bis zum Ende der Zeit. Amen.

07.07.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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