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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 33. Sonntag im Jahreskreis C 

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Liebe Schwester und Brüder im Herrn, leben wir in der Endzeit? Die Antwort auf diese Frage wird unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wen man fragt und was man unter „Endzeit“ versteht. Wer die alttestamentliche Lesung und das Evangelium liest, könnte meinen, Jesus sei in seiner Zeit ein „Aktivist“, wie man das heute nennt, gewesen. Vermutlich wird an nicht wenigen Orten heute Jesus mit den Anhängern der „Letzten Generation“ oder ähnlichen Bewegungen verglichen werden.

Wie so oft ist die Sache nicht ganz so einfach. Das Glaubensbekenntnis würde sagen: Ja, wir leben in der Endzeit. Denn mit der Menschwerdung Jesu hat diese begonnen. Gott hat ein überdeutliches Zeichen gesetzt in seinem Sohn. Darum ist die Zeit seit Jesu Auftreten immer Zeit der Entscheidung und damit „Endzeit“.

Das ist keineswegs Aufruf zur Panik oder dazu, Tage und Woche zu zählen. „Lauft ihnen nicht nach“, sagt Jesus sehr deutlich über die vielen Unheilspropheten, die in und außerhalb der Kirche auftreten werden und es bis heute tun. Keiner weiß den Zeitpunkt, wann der Herr wiederkommt. Keiner! Und doch wissen wir alle, dass unsere persönliche Lebenszeit begrenzt ist und dass es sie zu nutzen gilt. Es ist immer Zeit der Unterscheidung, wie es Maleachi beschreibt: Unterscheidung, was hat Bestand und was ist vergänglich? Was sagt uns Gott und was sagen uns die „Überheblichen“, die lautstarken Meinungsmacher…?

So wird uns allen an diesem Sonntag wieder deutlich gesagt: Es ist nicht gleichgültig, was Du tust, wofür Du Dich entscheidest. Es ist nicht gleichgültig, worauf Du Dein Leben baust. Nur mit Christus haben wir das Haus unseres Lebens auf festen Grund gebaut, denn sein Wort bleibt bestehen, auch wenn die Welt vergeht. Seine Treue bleibt fest. Sein Weg allein führt ins ewige Leben.

Diese Sicherheit schenkt uns der Glaube. Umso dringlicher ist unser Zeugnis für diesen Glauben. Wir wollen nicht jammern über das, was weniger wird in unseren Pfarreien, über die vielen Veränderungen in unserer Gesellschaft… Das führt zu nichts. Wir wollen neu unseren Glauben anbieten als Weg zum guten Leben, zum ewigen Leben.

Der Glaube schenkt uns Zuversicht. Christus schenkt uns Sicherheit, auch wenn manches in meinem kleinen Leben oder in der großen Welt zerbrechen kann. Darum brauchen wir den gemeinsamen Gottesdienst, das miteinander und füreinander Beten, den Austausch der Glaubensfreude. „Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“, sagt der Herr.

Darüber hinaus gilt das, was der heilige Paulus den Thessalonichern rät: Geht in Ruhe eurer Arbeit nach und führt ein ordentliches Leben. Aufrufe zur Panik führen nicht weiter. Täglich im Kleinen den Weg Jesu gehen. Das ist nicht spektakulär, aber entscheidend. Wie viele Mitchristen geben Zeugnis davon – in Ländern, in denen Christen verfolgt werden, in einer Gesellschaft, die Gott gegenüber gleichgültig geworden ist, in ihren Familien und im täglichen Tun der Liebe. Ermutigen wir einander: Jeden Tag ist Zeit der Entscheidung. Jeden Tag ist meine Entscheidung für den Weg Jesu gefragt – in Wort und vor allem in der Tat. Doch jeden Tag, so hat Christus uns zugesagt, ist er bei uns bis zum Ende der Welt. Amen.

13.11.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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