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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 8. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, beim ersten Hören scheint das Bildwort Jesu überzogen. Einen „Balken im eigenen Auge“, den wird doch jeder bemerken. Mag sein. Aber wie steht es um die eigentliche Aussage? Sind wir nicht tatsächlich im Urteil über andere oft strenger als über uns selbst?

Natürlich darf man Fehler ansprechen – selbstverständlich auch bei hochgestellten Persönlichkeiten. Mich beschäftigt aber die Frage, ob wir uns die Mühe machen, wirklich die „Früchte“ zu prüfen, wie Jesus im Evangelium lehrt? In der allgemeinen Empörung werden Menschen in Bausch und Bogen verdammt. Das gilt oft auch für die Kirche.

Natürlich muss sich jeder Christ nach den Worten Jesu immer wieder prüfen: Wo ist mehr Glauben, mehr Liebe möglich? Hier ist immer Luft nach oben. Und es gibt auch Untaten, von denen ich persönlich eben nicht betroffen wurde. Dennoch kann ich nicht verstehen, wie sich Menschen im Brustton der Überzeugung hinstellen, als ob sie in ihrem Leben noch keinen Fehler gemacht hätten. Kein Mensch erkennt alles oder handelt immer nur richtig. Auch Christen nicht. Auch Priester, Bischöfe oder Päpste nicht.

Das darf man feststellen, ohne damit irgendetwas zu relativieren. „Lobe keinen Menschen, ehe du nachgedacht hast“, sagte Jesus Sirach in der Ersten Lesung. Das gilt wohl auch umgekehrt. Tadle keine Menschen, ehe du nachgedacht hast.

Die Erneuerung der Kirche kommt aus der täglichen Umkehr, die uns Jesus als seine Jünger aufgetragen hat. Vielleicht ist die kommende Fastenzeit eine besondere Gelegenheit dazu. Jeder beginnt bei sich: Wie kann ich die Jesus-Nachfolge noch intensiver, noch glaubwürdiger leben? Darauf haben wir nämlich Einfluss.

Und unser Glaube wagt es, sogar noch einen Schritt weiterzugehen. Der Apostel Paulus spricht von einem „Sieg“ über die Sünde. Doch der ist kein menschlicher Erfolg. Er ist ein Geschenk. Jesus hat alle Verletzungen, Herabsetzungen und Leiden mit seinem eigenen Leib auf sich genommen. Sein Tod ist unsere Rettung. Seine Auferstehung ist unsere Hoffnung. Danken wir ihm dafür. Und denken wir stets daran, „dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist“. Amen.

27.02.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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