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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Pfingsten B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am 50. Tag nach Ostern feiern wir Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Wie schon das Wort „Geist“ sagt, ist er nicht zu sehen oder zu greifen. Darum fällt es uns schwer zu erklären, wer oder was der Heilige Geist ist. Bei Jesus fällt uns das leichter, weil er eben Mensch geworden ist. Aus seinem Menschsein verstehen wir den Gottessohn. Er ist uns gleich geworden als Mensch und gleichzeitig ist er unendlich größer in seiner Gottheit. Versuchen wir also auch den Heiligen Geist mit Ähnlichkeiten aus unserer Welt zu erklären.

Verschiedene Ereignisse können wir nur an ihrer Wirkung sehen. Die Erste Lesung aus der Apostelgeschichte bringt ein solches Beispiel: den Wind oder Sturm. Wir können den Wind selbst nicht sehen, aber seine Wirkung, wenn er die Zweige der Bäume bewegt oder wenn er als Sturm teils großen Schaden anrichtet. Das zweite Bild in der Lesung ist das Feuer. Wir können zwar das Feuer sehen, aber beispielsweise die Wärme können wir nicht mit den Augen sehen. Doch ihre Wirkung spüren wir, wenn es uns warm oder kalt ist. Wir können den Heiligen Geist selbst nicht sehen oder greifen, aber wir können ihn bemerken an dem, was er in der Welt bewirkt, was der Geist im Menschen bewegt.

Doch was bewirkt der Heilige Geist? In der Bibel finden wir – nach traditioneller Zählung – sieben Gaben und zwölf Früchte des Heiligen Geistes. Ich möchte aus den Lesungen des heutigen Pfingsttages drei Beispiele herausgreifen: Trost, Gemeinschaft und Mut.

Das Evangelium erinnert uns an den Ostertag. Die Jünger waren traurig und enttäuscht. Jesus war am Kreuz gestorben, er war nicht der starke Anführer gewesen, den sie erwartet hatte. Krankheit oder Tod erschüttern auch uns. Sie verunsichern uns. Jesus kommt in die Mitte seiner Jünger und haucht sie an. Der Geist ist also sein Lebensatem. Jesus nennt ihn oft den „Beistand“ oder den „Tröster“, denn der Geist Jesu zeigt uns, dass wir nie allein sind. Die Jünger sind traurig, weil sie sich nach dem Tod Jesu allein gelassen fühlen. Sein Geist tröstet sie, weil sie nun Gewissheit haben, dass Gott weiter bei ihnen ist. Diesen Trost schenkt der Heilige Geist auch uns, wenn wir traurig oder verunsichert sind.

Die Zweite Lesung aus dem Korintherbrief nennt als eine weitere Wirkung des Heiligen Geistes die Gemeinschaft. Verschiedene Begabungen und Talente, die unterschiedliche Menschen haben, zählt Paulus auf. Das können wir uns gut vorstellen: Jeder von uns hat andere Talente und Fähigkeiten. Die kann man nun gegeneinander ausspielen: „Ich bin besser oder wichtiger als du…“ Oder man kann sich ergänzen: Jeder ist wichtig, jeder wird gebraucht mit seinen je eigenen Fähigkeiten. So entsteht Gemeinschaft – in der Familie, in der Pfarrei, in der Kirche und der Welt. Der Heilige Geist führt Menschen zusammen. Der Widersacher, der Ungeist zerstreut und sät Streit und Missgunst. Das können wir als Kriterium für Prozesse und Diskussionen nehmen. Der Gottesgeist aber verbindet und schafft Gemeinschaft.

Schließlich erzählt uns die Apostelgeschichte den bekanntesten Text zu Pfingsten. Die Jünger Jesu haben Angst. Bis vor kurzem hat Jesus ja gepredigt. Nun wissen sie nicht, was sie sagen sollen, sie sind verstummt. Als aber der Heilige Geist kommt, bekommen sie Mut. Petrus ergreift das Wort und er erzählt von Jesus, von seinem Tod und seiner Auferstehung. Er lädt die Menschen ein, sich auf den Weg Jesu zu machen. Der Mut, den Gottes Geist schenkt, wird die Apostel in die ganze Welt führen, damit sie überall vom Evangelium sprechen. Wie dringend brauchen auch wir diesen Mut, damit wir uns in der Kirche nicht ständig um uns selbst, um unsere Probleme und Strukturen drehen, damit wir wieder hinaus gehen und die Frohe Botschaft verkünden: Jesus lebt! Wer ihm glaubt, der ist nie allein, der erfährt Gemeinschaft und Trost. Amen.

23.05.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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