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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Allerheiligen B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wir stehen im Herbst. Blätter fallen, vieles in der Natur vergeht oder stirbt ab. Und mitten darin feiert die Kirche ein österliches Fest: Allerheiligen. Das Fest ist ein Bekenntnis zur Auferstehung und zum ewigen Leben. Das ist die Mitte unseres christlichen Glaubens: Jesus ist für uns gestorben und auferstanden. Wer ihm glaubt, der findet Leben selbst im Tod. Ohne diesen Glauben gibt es kein Christsein.

Nun klingt das groß, es klingt nach einem Satz aus dem Katechismus oder dem Credo. Darum ist es so kostbar, dass wir die Heiligen haben. Denn die Heiligen übersetzen den Glauben in das Leben. Nicht zuerst spektakuläre Wunder machen die Heiligen aus, sondern der gelebte Glaube an Christus.

Und damit zeigen sie uns die eigentliche Antwort auf die Frage nach der Vergänglichkeit, die der Herbst aufwirft, die uns gestellt wird, wenn wir heute an den Gräbern geliebter Menschen stehen. Kaum einer Frage weicht der Mensch so sehr aus wie dieser Frage nach der Endlichkeit. Für mich ist der ganze Klamauk um „Halloween“ ein Beispiel unter vielen dafür. Freilich, die Kinder verkleiden sich eben gern. Da ist vermutlich jeder Anlass recht. Aber die Erwachsenen lenken sich lieber mit dem Horror vor dem Nicht-Realen ab, um der Realität des Leben und seiner Begrenztheit auszuweichen. Einfacher gesagt: Man feiert lieber eine Halloween-Party als zur Gräbersegnung zu gehen…

Ich sage das nicht, um zu schimpfen oder zu klagen. Es ist ja nur ein Phänomen unter ganz vielen, die zeigen, wie wir die Realität des Todes ausblenden. Der christliche Lebensentwurf, den uns das Fest Allerheiligen heute macht, ist ein alternativer Vorschlag: Wir dürfen unsere Begrenztheit annehmen, weil wir uns angenommen wissen von dem, der alle Grenzen dieser Welt gesprengt hat. Wir brauchen unsere Sterblichkeit nicht zu fürchten, weil wir dem vertrauen, der selbst durch den Tod in die Auferstehung gegangen ist: Jesus Christus.

Durch unsere Taufe sind wir zur ewigen Gemeinschaft mit Gott berufen. Und der Weg dorthin heißt Heiligkeit. Darum nennen wir die, die bereits bei Gott im Himmel sind, auch Heilige. Die Zweite Lesung aus dem Johannesbrief drückt es einfacher aus: „Wir sind Kinder Gottes.“ Damit wird unterstrichen, dass wir mit Christus am Erbe Gottes teilhaben dürfen. Das Erbe Gottes ist das ewige Leben. Und – so die Lesung weiter – „wer das vom Ihm erhofft, heiligt sich…“

Nun wird man einwenden, dass das immer noch nur „Sätze“ und fromme Worte sind. Eben darum lenkt die Kirche unseren Blick, bevor wir auf den Friedhof gehen, auf die Heiligen. Sie zeigen uns, wie man aus dieser christlichen Hoffnung leben kann. Sie sind konkrete Beispiele für die Zuversicht, die aus der Freundschaft mit Jesus kommt.

Die Erste Lesung nannte die, „die aus der großen Bedrängnis kommen“, und zeigte sie als Sieger in der himmlischen Gemeinschaft mit Gott. Das ist das Ziel. Aber nicht erst dort beginnt es. Schon hier und jetzt. Jesus zählt in den Seligpreisungen Beispiele auf. Die Heiligen haben das in unterschiedlichen Lebenssituationen aufgezeigt. Eine heilige Mutter Teresa von Kalkutta hat sich den Armen in Indien gewidmet, den Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes weggeworfen wurden, weil sie alt, krank oder nicht mehr arbeitsfähig waren. Und sie hat ihnen Würde und Zuwendung geschenkt. Hier wurde der Durst nach Gerechtigkeit gestillt. Oder denken wir an die vielen verfolgten Christen. Von der heiligen Edith Stein wird berichtigt, dass sie auf dem Weg ins Konzentrationslager eine beeindruckende Ruhe und Stärke ausstrahlte, dass sie andere noch zu trösten vermochte. In der Nähe der Heiligen breitet sich der Friede und das Erbarmen bereits aus, das Jesus verheißen hat. Darum machen sie Mut, Mut zur Nachfolge, Mut zum Glauben, Mut zum Vertrauen, dass Jesus Leben schenkt über diese Welt hinaus. Wer ihm glaubt, der ist nie allein, der ist Teil einer großen himmlischen Familie, der ist Teil der Familie Gottes in Zeit und Ewigkeit. Amen.

01.11.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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