Predigt von Pfarrer Daigeler zum 2. Fastensonntag A
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, dem heutigen Evangelium kann man sich, denke ich, gut annähern. Etwas ganz Besonderes, ein außergewöhnlich schönes Ereignis wird einem geschenkt. Und wer würde da sagen, hoffentlich ist das bald vorbei? Liegt nicht viel näher die Reaktion des Petrus, der sagt: „Lass uns drei Hütten bauen“? Lass uns diesen Moment festhalten…
Im Januar durfte ich einen guten Freund besuchen, der sein 25. Priesterjubiläum feiern konnte. Die Zeit unter Mitbrüdern, der gute Austausch, die Aufnahme in der dortigen Pfarrei, all das war ein echtes Geschenk. Ja, so waren wir uns einig, sie war eine echte Erneuerung unseres Priestertums. In der Situation hätte ich sagen wollen: Das darf noch ein bisschen andauern… Aber bei ehrlicher Betrachtung muss es wie im Evangelium sein. Man muss vom Berg wieder in den Alltag, wieder auf den Glaubensweg, der manchmal auch ein Weg nach Jerusalem, also ein Kreuzweg, ist. Denn genau dafür erhalten wir die Stärkung, damit wir unseren Weg gehen können. In dem von mir genannten Beispiel liegt es auf der Hand, wieso sollte man im Priesterberuf gestärkt werden, wenn man diese Freude dann nicht weitergibt im Dienst an den Gemeinden?
Die Erste Lesung aus dem Alten Testament erzählt uns von dem großen Glaubenden Abram. Er erhält eine Zusage: „Ich werde dich segnen“. Ich werde deine ganze Sippe segnen. Doch diese Zusage ist an einen Auftrag geknüpft: „Geh fort aus deinem Land in das Land, das ich dir zeigen werde“. Doch erst in der Annahme dieses Auftrags, erst im Gehen kann der Segen empfangen werden. Das ist das Geheimnis, wie wir es eben auch vom Berg der Verklärung hörten. Nicht im Festhalten, sondern im Weitergehen; nicht im Einschließen, sondern im Teilen, im alltäglichen Leben entfaltet das Schöne, der Blick in den Himmel, den die Jünger erfahren durften, seine volle Kraft. Und ich selbst würde das aus meiner Lebenserfahrung bestätigen. Wenn man eine so kostbare Erfahrung machen darf, in einem anderen Teil der Kirche große Glaubensbegeisterung, viele junge Leute in der Kirche und die Gemeinschaft mit anderen Priestern zu erfahren, dann ist es gut, wieder in den Dienst zu gehen und zu versuchen, etwas von dieser Freude zu teilen. So wächst der Segen, so bekommt die Freude eine neue Gestalt in der Beständigkeit.
Die Weisheit Gottes hat uns allen eine Ordnung geschenkt, die etwas davon für unser konkretes Leben sichern will. Es ist der Wechsel vom Werktag und Sonntag. Der Sonntag, der Tag des Herrn, will gleichsam unser „Berg“ sein, der aus dem Alltag herausragt, an dem wir aufatmen und uns freuen dürfen. Freilich braucht dieser Tag dazu auch eine besondere Gestaltung. Der Sonntag muss sich unterscheiden von anderen Tagen. Dass ich die Aufgaben liegen lasse, an denen ich sonst arbeite; dass es ein Tag der Gemeinschaft, in der Familie ist; und natürlich auch, dass ich mir Zeit nehme für die Heilige Messe. „Gib dem Sonntag eine Seele, gib der Seele einen Sonntag“, heißt es.
Die Sonntagsmesse ist keine zusätzliche Last. Sie ist die Begegnung mit dem Herrn. Jesus nimmt uns mit auf den Berg und lässt uns in den Himmel schauen. Er spricht zu uns. Er schenkt sich uns in der Eucharistie. Hier feiern wir, was der Apostel Paulus sagt: Jesus Christus „hat den Tod vernichtet und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht“. Wir feiern dieses Licht des unvergänglichen Lebens, wir lassen es in der Sonntagsmesse in unsere Herzen leuchten, damit wir gestärkt unseren Weg gehen können, damit wir Hoffnung in unsere Familien und Gruppen tragen können, damit wir mit Zuversicht unseren Dienst tun können. Amen.
05.03.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler