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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Ostersonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, am Ufer des Sees Genezareth steht die „Primatskapelle“. Dieser Ort erinnert an die Begebenheit, die wir gerade im Evangelium gehört haben. Der Auferstandene fragt den Apostel Petrus: „Liebst du mich?“ Und erst auf die Antwort „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe“ hin vertraut Jesus dem Petrus die Leitung der Herde an. Weil hier die Liebe zum Herrn und die Verantwortung für die Seinen so eng miteinander verbunden sind, wird auch vom „Primat der Liebe“ gesprochen.

Es fügt sich gut, dass wir dieses österliche Evangelium in einer Zeit hören, in der Katholiken auf der ganzen Welt um einen guten, neuen Papst beten. Ein sehr wichtiges Gebet, mit dem wir die Kardinäle in Rom begleiten und unterstützen wollen. Es ist viel zu hören, was dieser Papst zu tun habe. Aber letztlich ist die Frage ganz schlicht zu beantworten: Wir brauchen einen Papst, der Christus liebt. Ja, nicht mehr und nicht weniger. Wen auch immer die Kardinäle wählen werden, es wird ein begrenzter Mensch mit Stärken und Schwächen sein, so wie es alle Päpste seit Petrus waren. Aber Jesus benennt im Evangelium ganz klar das entscheidende Kriterium: „Liebst du mich?“

Wenn wir die Vielfalt der Konfessionen sehen, dann merken wir bei nüchterner Betrachtung: Nicht diese oder jene „Reform“ oder Modernisierung bringt neuen Zulauf. Eine Kirche, die sich nur mit ihren Strukturen beschäftigt, wie wir es in Deutschland gerne tun, ist überflüssig. Eine Kirche, die nur das wiederholt, was bereits Parteien und Gruppen vor ihr gesagt haben, ist überflüssig. Die Kirche muss das sagen, was außer ihr keiner zu sagen weiß, das, was Petrus und die Apostel in der Ersten Lesung auch unter Drohung sagten: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt“. In Christus ist Rettung und Vergebung der Sünden zu finden.

Dafür bezeichnen sich Petrus und die Apostel als Zeugen. Und genau dafür muss jeder Papst Zeuge sein. Er hat den Auftrag die Kirche daran zu erinnern, dass man „Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“. Er hat den Auftrag, die Kirche daran zu erinnern, dass Jesus unser einziger Retter und Erlöser ist. Und er hat den Auftrag die Gemeinschaft der Kirche zusammenzuhalten, wie wir es im Evangelium hörten. Petrus zieht das Netz mit den 153 Fischen an „und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht“.

„Ist das nicht ein bisschen zu wenig?“, werden jetzt vielleicht einige fragen. Muss der Papst nicht für den Frieden eintreten, für Gerechtigkeit…? Gewiss muss er das. Aber es muss das tun, indem er auf Christus hinweist, der der wahre Friedensfürst ist, dessen Reich Gerechtigkeit bringt.

Und dieser Auftrag ist schwer genug. Ganz offen erzählen uns die Evangelien davon, dass der Apostel Petrus Jesus verleugnet hat. Er, dem Jesus zugesagt hat: „Du bist der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“, er ist schwach geworden. Darum braucht es diese neue Berufung durch den Auferstandenen am Ufer des Sees. Das ist eine Mahnung an alle Hirten der Kirche, sich ihrer selbst nicht zu sicher zu sein. Aber es ist zugleich ein großer Trost, dass der Herr uns nicht abschreibt, auch wenn wir gefallen sind. Jesus geht den Jüngern nach bis nach Galiläa, wohin sie zurückgegangen sind in ihr altes Leben als Fischer. Und er schafft einen neuen Anfang. Er steht zu seinem Wort: „Weide meine Herde.“

Beten wir in diesen Tagen intensiv um einen neuen Papst, der uns Zeuge für den auferstandenen Christus ist, der uns in der Geschwätzigkeit der Welt das Wort Gottes ausrichtet, der sein Knie nur vor dem Lamm beugt, wie es uns die Offenbarung des Johannes bezeugt, der keine Angst vor den „Wölfen“, vor Moden und Meinungen hat, der vielmehr Mut hat, auf das Wort des Herrn hin die Netze auszuwerfen, um Menschen für Christus zu gewinnen. Amen.

04.05.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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