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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 13. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in unserer Gesellschaft haben wir Fachleute für verschiedene Bereiche. Technische, medizinische oder organisatorische Hilfe leisten unterschiedliche Dienste wie Feuerwehr, Rettungskräfte, Krankenhäuser, Polizei… Das ist wertvoll und gut. Für bestimmte Notsituationen braucht es fachliches Wissen und Können. Auch braucht es Übung, wie unterschiedliche Hilfskräfte Hand in Hand greifen.

Gleichzeitig meinen manche, die Sorge um Kranke oder um Menschen in Not können wir getrost diesen Fachleuten überlassen. Dafür haben wir sie ja… Das birgt allerdings eine Gefahr: Zum einen meinen gar nicht wenige heute, die Fachleute würden ja bezahlt, das sei ihr Beruf, darum bräuchten sie keinen Respekt. Und das manchmal rücksichtlose Verhalten gegenüber Hilfskräften spricht hier Bände. Zum anderen gibt es die Gefahr, dass wir selbst uns vom Leiden der anderen nicht mehr berühren lassen. Wir haben es ja delegiert…

Das Evangelium des heutigen Sonntags ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Jesus wird um Hilfe gebeten in einer großen Notlage. Das Kind des Jairus liegt im Sterben. Was könnte schlimmer sein, als wenn ein Kind krank oder gar sterbend ist? Schlimm für die Eltern, aber auch für die Mitmenschen. Jesus nimmt diese Not ernst und er geht umgehend mit ins Haus des Jairus. Jesus hört nicht nur die Bitte, er sieht den Glauben dieses Mannes. Anders ausgedrückt, Jairus erkennt in Jesus den eigentlichen Fachmann für alle Leiden, den wir mit Recht in der Sprache des Glaubens „Heiland“ nennen. Es gibt keine Sorge, die wir nicht zu Jesus bringen könnten und dürften. Darum ist Gott in Jesus Mensch geworden, um zu verdeutlichen und sichtbar zu machen, was wir schon aus dem alttestamentlichen Weisheitsbuch hörten: „Gott hat keine Freude am Untergang der Lebenden“, vielmehr hat er den Menschen „zum Dasein“ geschaffen. Ja, wenn der Mensch Gott vertraut, dann findet er sogar den Weg zum ewigen Leben.

Das ist die eine Seite des Evangeliums. Der Evangelist Markus hat in die Heilungsgeschichte der Tochter des Jairus, aber noch eine zweite Heilung verwoben. Obwohl die Not so himmelschreiend ist, obwohl sich so viele Menschen um Jesus drängen, bemerkt der Herr, dass ihn eine Frau in ihrer Not vertrauensvoll berührt. Jesus sieht auch ihr Leiden. „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden“, darf sie hören – sie, mit deren Not vorher viele offenbar ein Geschäft gemacht haben, ohne ihr wirklich zu helfen. Wirkliche Hilfe geht nicht ohne Herz. Bei allem technischen Können braucht es immer auch das Herz.

Und ich vermute, dass die Hilfekräfte das auch schon erlebt haben. Auch wenn den Einsatz fordernd ist, auch wenn das, was Sie zu sehen bekommen, belastend ist, ist es dennoch wichtig, nicht nur zu „funktionieren“. Vielleicht gibt es in diesem Andrang der Aufgaben auch noch einen anderen, der ebenfalls Hilfe braucht: zum Beispiel einen Kameraden oder einen Angehörigen des Opfers…

Das Vorbild Jesu ermutigt uns, dass wir nicht gleichgültig werden, sondern uns immer wieder anrühren lassen von den Nöten anderer. Jesus ermutigt uns, dass wir nach unseren jeweiligen Möglichkeiten helfen. Und er sagt uns zu: Auch wenn Deine Kräfte begrenzt sind, mit allem dürft Ihr zu mir, zum Heiland, kommen. Dann geschieht das, was der heilige Paulus in der Zweiten Lesung als einen Austausch und „Ausgleich von Gaben“ beschreibt. Wenn jeder von Herzen etwas einbringt und gibt, dann hat keiner zu viel und keiner zu wenig. Amen.

30.06.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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