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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Fastensonntag (Texte Lesejahr A)

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Licht ist eine Voraussetzung dafür, dass wir sehen können. Damit unsere Augen überhaupt etwas erkennen können, muss Licht auf die Dinge scheinen, die wir ansehen. Diese natürliche Begebenheit greifen die Schriftlesungen des Sonntags auf. Der heilige Paulus betont nachdrücklich, dass wir im „Licht des Herrn“ leben sollen, als „Kinder des Lichts“. In der Unterscheidung von Licht und Finsternis zeigt der Apostel zwei unterschiedliche Lebensweisen auf. Das Dunkle steht für die Heimlichkeit und für das Böse; das Licht steht für die Klarheit und für das Gute.

Bei ehrlicher Betrachtung gibt es beides in unserer Welt und auch in unserem Leben: Licht und Schatten. Umso mehr lädt der Apostel Paulus zu einer Selbstprüfung ein, zu einer Unterscheidung zwischen gut und böse. Wir sprechen auch von „Gewissenserforschung“.

Die Fastenzeit, in der wir stehen, ist eine solche Einladung zur Unterscheidung: Wo ist „Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit“ in meinem Denken, Reden und Handeln? Das gilt es zu stärken und zu fördern. Es lohnt sich auch zu fragen, was sind Stützen für solch richtiges Handeln? Welcher Umgang und welches Umfeld ist zuträglich, damit Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit mit Denken und Handeln prägt?

Die Gewissenserforschung schaut aber auch auf die Schattenseiten. Wo gibt es Egoismus, Ungerechtigkeit und Lüge in meinem Denken, Reden und Handeln? Und was befördert diese „Werke der Finsternis“, wie sie Paulus nennt, in mir? Wie könnte ich sie bekämpfen?

Diese Gedanken beschreiben das, was wir tun können, was ich tun kann. Als Gläubige vertrauen wir aber stets auch auf Gottes Hilfe und Gnade. Christsein ist ja kein Leistungssport. Es ist ein Weg mit Gott, ein Weg im Vertrauen auf seine Hilfe. Denn er hilft uns aufzustehen, wenn wir gefallen sind. Das ist das große Geschenk auch der Beichte.

Im Evangelium sehen wir greifbar die Hilfe und Gnade Gottes. Da ist ein blindgeborener Mann. Er sitzt im Dunkeln, auch weil die Menschen sich von ihm abwenden, ihn verurteilen. Sie spekulieren, ob er nicht vielleicht selbst schuld sei an seinem Unglück. Für Jesus ist klar: Der Mann braucht Licht, um zu sehen – Augenlicht, Sonnenlicht und vor allem das Licht des Glaubens.

Auf diesem „natürlichen“ Weg führt ihn Jesus. Er öffnet ihm die Augen, indem er ihn berührt. Die Berührung durch den Heiland ist so etwas wie das Erwachen des Glaubens, eine Ahnung davon, dass es mehr gibt als die vordergründigen Erklärungen seines Umfelds, die sagen: Du bist selbst schuld. Oder: Find dich damit ab, dass du nicht sehen kannst… Dieser erwachende Glaube führt zur Taufe. Der Blinde taucht in den Teich Schiloach. „Schiloach“ heißt der „Gesandte“. Er taucht in Christus ein, wie wir bei der Taufe. Nun kann er sehen.

Wir überreichen dem Täufling und seinen Eltern und Paten eine brennende Taufkerze. Sie ist ein Zeichen für das Licht Christi, das uns sehen lässt. Sie ist eine Einladung, sein Licht zu suchen, damit uns Denken und Handeln lichtvoll und gut ist.

Mit der Taufe ist das nicht ein für allemal geklärt oder abgehakt. Der Glaube braucht Vertiefung. Wie sehen es im Evangelium: Der Geheilte und Getaufte weiß noch nicht genau, wer Jesus ist. „Glaubst du an den Menschensohn?“, wird er gefragt. Und er antwortet: „Wer ist das, Herr“? Jesus sieht ihn an und er sieht Jesus an. Das führt zum Glauben.

„Der Herr sieht das Herz“, haben wir in der Ersten Lesung bei der Salbung des David gehört. Lassen wir den Herrn in unser Herz blicken. Auch in die Ecken, die wir vielleicht gerne vor anderen verbergen, weil sie nicht schön sind. Sein Blick heilt. Sein Licht schenkt Vergebung und zeigt den Weg. Und schauen wir auf sein Herz, damit es unser Denken, Reden und Handeln prägt. Wir brauchen das Gebet und die Anbetung, dass wir auf ihn schauen und er auf uns schaut. Dann können wir in seinem Licht auch mit Güte auf andere schauen. Amen.

14.03.21, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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