Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostermontag
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Pilger der Hoffnung“ hat unser Heiliger Vater als Leitwort über das Heilige Jahr 2025 geschrieben. Mir gefällt dieses Motto: Pilger der Hoffnung. Auch das Evangelium, das wir am heutigen Ostermontag hören, nimmt uns mit auf einen Pilgerweg der Hoffnung.
Zunächst sieht es gar nicht danach aus. Die Jünger sind enttäuscht. Und das ist nur verständlich. „Wir aber hatten gedacht, dass er der sei…“ Wenn wir ein bestimmtes Bild von einer Person haben, und sich dann herausstellt, er ist gar nicht so, ist es nur verständlich, dass wir enttäuscht oder sogar verletzt sind. Freilich können unsere „Bilder“ auch verengt oder einseitig sein. Sie können mein Wunsch sein, wie der andere eben sein soll. Womöglich vermag der andere diesen Wunsch gar nicht zu erfüllen.
Das Bild, welches sich die Jünger von Jesus gemacht hatten, zerbrach am Kreuz. Er war kein Politiker oder Volkstribun, der Massen hinter sich bringen wollte, um ein wie auch immer geartetes, irdisches Reich zu errichten. Manche Bilder, die wir uns von Gott machen, müssen zerbrechen. Das ist schmerzhaft, aber notwendig, weil sie zu klein oder zu berechnend sind. Gott erfüllt nicht einfach meine Wünsche. Der Glaube bewahrt mich nicht einfach vor allen Problemen. Der Kreuzweg Jesu ist eine klare Absage an solche Vorstellungen. Und doch ist er zutiefst ein Hoffnungsweg. Auch die engsten Freunde Jesu mussten das erst lernen.
Kreuz und Auferstehung, wie wir sie in diesen österlichen Tagen feiern, sind ein Pilgerweg der Hoffnung. Und auf dem Pilgerweg ist man noch nicht beim ersten Schritt am Ziel. Man lernt auf diesem Weg, man macht Erfahrungen, man braucht die Mitpilger mit ihrer Hoffnung und Ausdauer… Und so lernen die Jünger: Nicht das Weglaufen vor dem Kreuz ist die Lösung, sondern das Annehmen des Kreuzes wird zur Erlösung, weil wir dann erfahren, dass der Herr es mit uns trägt. Nicht das Leugnen der Begrenztheit ist die Lösung, sondern die Annahme im Vertrauen, dass der Herr uns trägt selbst im Tod, wird zur Erlösung. Nicht das Zurückziehen in die alte Welt von Emmaus ist die Lösung, sondern das Aufbrechen als Zeugen der Hoffnung wird zur Erlösung, weil wir dann erfahren, dass der Herr bei uns ist. Auch wenn wir ihn nicht mit den Augen sehen, ist der doch bei uns – ganz besonders im gewandelten Brot der Eucharistie.
Die beiden Jünger, von denen uns der Evangelist Lukas erzählt, sind als traurige Wanderer aufgebrochen, aber sie sind zu Pilgern der Hoffnung geworden. Mir gibt dieses Evangelium Hoffnung und Mut. Es verkörpert den Auftrag, der uns aus dem Osterfest zuwächst. Wir dürfen als Pilger der Hoffnung unseren Lebensweg gehen – in der Gewissheit, dass der Herr bei uns ist in frohen und in schweren Stunden, in der Freude, dass wir sein Wort und seine Gegenwart im Sakrament als Stärkung haben, und in der Hoffnungsgemeinschaft der Kirche, die uns in den Mitpilgern geschenkt ist.
„Noch in derselben Stunde brachen sie auf“ und sie erzählten den anderen Jüngern, „was sie unterwegs erlebt, wie sie ihn erkannt hatten, als das Brot brach“. Brechen auch wir immer wieder auf als österliche Pilger und sprechen wir von unserer Hoffnung. Amen.
21.04.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler