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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Stephanustag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in der Adventszeit haben wir mit einer Gebetskarte, die Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung freundlicherweise in alle Haushalte getragen haben, nachgedacht über das Thema Herbergssuche. Auch am Heiligen Abend im Evangelium und im Krippenspiel der Kinder war die Herbergssuche ein Thema. Maria und Josef klopfen in Betlehem an zahlreiche Türen. Doch sie werden abgewiesen. Man begegnet der Heiligen Familie mit Ablehnung oder Gleichgültigkeit.

Schon in dieser Erzählung der Geburt Jesu legt der Evangelist Lukas dieses Thema an. Manche Türen öffnen sich, manche bleiben verschlossen. Einige nehmen Jesus auf wie die Hirten, andere kümmern sich nicht um ihn. Diejenige, die meinen mittendrin zu sitzen in der berühmten Davidsstadt Betlehem verpassen die Geburt des Kindes, draußen vor den Toren der Stadt kommt er zur Welt bei kleinen Leuten, Armen, Außenseitern, Hirten.

Der Evangelist Lukas hat auch die Apostelgeschichte verfasst. Aus ihr ist die heutige Lesung genommen, in der uns der erste Märtyrer der Kirchengeschichte vorgestellt wird: Stephanus. Diesem Heiligen ist der Zweite Weihnachtsfeiertag geweiht. Das mag zunächst verwundern, klingt doch nichts weihnachtlich an den Lesungen dieser Messfeier. Und doch gibt es erstaunliche Parallelen im Leben des Stephanus zum Leben Jesu. Ja, das macht ja die Heiligen aus, dass in ihrem Leben Worte und Taten Jesu aufleuchten und für andere Menschen auf neue Weise sichtbar werden.

Stephanus legt Zeugnis für Jesus ab, genauer dafür, wer dieser Jesus in Wahrheit ist: der Sohn Gottes, der Weg zum Himmel, ja Gott selbst, der sich als Menschensohn gezeigt hat. Doch dieses Zeugnis stößt auf unterschiedliche Reaktionen: Einige sind beeindruckt von den Worten und Zeichen des Stephanus, sie öffnen sich für Jesus, den er verkündet. Andere lehnen diese Predigt ab, sie verschließen ihre Herzen und treiben Stephanus „zur Stadt hinaus“. Vor den Toren der Stadt kommt er ums Leben. Doch Gott verschließt sich ihm nicht, im Gegenteil, „ich sehe den Himmel offen“, sagt Stephanus.

Wer Jesus die Tür in sein Leben öffnet, dem öffnet Jesus die Tür ins ewige Vaterhaus. Das ist die Botschaft von Betlehem, das ist die Botschaft des Stephanus. Hier berühren sich Weihnachten und das Lebenszeugnis des Märtyrers Stephanus.

Jesu irdischer Weg beginnt vor den Toren der Stadt Betlehem, wo er in einem Stall zur Welt kommt. Und sein irdischer Weg endet vor den Toren der Stadt Jerusalem, wo er am Kreuz stirbt. Doch gerade so hat Christus den Himmel für uns aufgeschlossen.

„Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“, heißt es in einem alten Weihnachtslied. Das dürfen wir heute feiern. Wir sind eingeladen, Jesus die Herberge durch unseren Glauben zu geben, ihm die Tür in unser Herz zu öffnen wie die Hirten und wie Stephanus, damit auch wir in ihm geborgen sind hier und heute und einmal ewig im Vaterhaus. Amen.

26.12.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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