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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 26. Sonntag im Jahreskreis A
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
„Reform“ ist für viele ein positiv besetztes Wort. Häufig werden Reformen gefordert von Regierungen, aber auch in unserer Kirche etwa beim sogenannten „Synodalen Weg“, wo man meint, über die Lehre Jesu abstimmen zu können, und meint, diese ergänzen oder verändern zu dürfen. Es ist bemerkenswert, dass man das Wort „Reform“ im kirchlichen Sprachgebrauch meist mit Anpassungen an Moden und verbreitete Meinungen verbindet und weniger mit dem, was der Begriff von der Wortbedeutung her meint, nämlich Re-form, also „Rückführung“ in die ursprüngliche, in die eigentliche Form. Denn das wäre durchaus ein christliches Lebensprogramm immer wieder an der Form Jesu, an seinem Beispiel, an seiner Lehre Maß nehmen und davon die eigene Lebensform prägen lassen.
Die Änderung von Strukturen, Ämtern oder Behörden wird nicht ausreichen. Die Anpassung der Gebote Gottes steht uns weder zu, noch würde sie die Kirche attraktiver machen. Das kann man belegen mit den zahlreichen Anpassungsversuchen an den Zeitgeist, die auf dem Markt sind. Sie haben keiner kirchlichen Gemeinschaft mehr Zuspruch verschafft. Im Gegenteil.
Und doch geht es um Veränderung. Ganz wie es die heilige Mutter Teresa einem Journalisten antwortete, der sie fragte: „Was muss sich an der Kirche ändern?“, „Sie und ich.“ Nicht zuerst die anderen, nicht die Bischöfe, der Papst oder die vielen bezahlten Funktionäre bei den kirchlichen Beratungen. Zuerst ich. Bei mir muss die Neuevangelisierung beginnen. In mir muss die neue Freude am Evangelium, die neue Begeisterung für Jesus und seinen Weg beginnen. Sonst sind wir wie der zweite Sohn im Gleichnis, der sagt: „Ja, Herr“, der aber doch nicht geht, nichts tun.
Der Prophet Ezechiel benennt das deutlich als ein menschliches Handlungsmuster. „Nicht ich muss ändern, nicht ich habe einen Fehler gemacht…“, sondern die anderen…, sondern Gott und seine Gebote sind falsch… Das lesen wir nicht nur bei Ezechiel, das ist auch heute zu hören. Doch wir helfen keinem Menschen, indem wir das Wort Gottes verschweigen oder verändern. Denn die Wahrheit bleibt: Unrecht schafft Leid. Sünde schafft Unheil. Und diese traurige Wirkung ist nicht von der Kirche oder sonst wem verordnet. Sie liegt in der Natur der Sache. Darum kann sie ist auch nicht durch die Auflösung und Abschwächung von Regeln gelöst werden, sondern nur durch die Umkehr, durch die Umkehr des Herzen und des Lebens.
Umkehr ermöglicht gelungenes Leben. Das ist die Botschaft Jesu. Und an Beispielen von Menschen, die in ihrem Leben einiges verbaut oder falsch gemacht haben, geht Jesus im Evangelium noch weiter und sagt: Umkehr ist immer möglich. Gott lädt dich immer zu einem Neuanfang ein.
Bekehrung, Neuevangelisierung ist der Schlüssel für die Erneuerung der Kirche und der Welt. Das ist nicht einfach. Doch ermutigt uns Jesus selbst zu diesem Weg. Er lädt uns ein, dass wir ihm nachgehen, dass wir uns bemühen um eine Gesinnung und Haltung, „wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“. Das bezeugt der heilige Paulus in der Zweiten Lesung. Und er zitiert dazu einen Hymnus der frühen Christenheit, der sagt: Jesus selbst ist diesen Weg gegangen. Er hat sich erniedrigt und war dem Vater gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Mit dem eigenen Leib hat er den Weg der Umkehr auf sich genommen – für uns. Am Weg Jesu ist offenbar geworden, was Ezechiel vorausverkündet hat: Wer umkehrt, der wird leben. Wer sich ganz auf Gott ausrichtet, der wird leben. Diese neue Ausrichtung der Kirche und meines Lebens auf Gott hin aus ganzem Herzen, bringt Erneuerung, Freude und Leben. Amen.
27.09.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler