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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostermontag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in steter Regelmäßigkeit hören wir Nachrichten über Kirchenaustrittszahlen. Auch wenn das Bild drastisch sein mag, manchmal kommt es mir so vor, als wolle man die Burg „sturmreif“ schießen, damit sie endgültig oder endlich verschwindet. Auch innerhalb der „Burg“ sind viele verunsichert: Bischöfe äußern sogar Verständnis für die, die von Bord gehen; andere ziehen sich still zurück; wieder andere wissen nicht, ob es sich noch lohnt sich für diese Sache einzusetzen…

Unabhängig vom Standpunkt hat sich Verunsicherung breit gemacht. Und diese Verunsicherung geht bis in die innersten Reihen der Kirchgänger, sie steigt vielleicht auch Ihnen manchmal ins Herz. Von einer solchen Situation erzählt uns der Evangelist Lukas am heutigen Ostermontag. Zwei Jünger machen sich enttäuscht auf den Weg nach Emmaus. „Wir aber hatten gehofft…“, sagen sie. Ihre Erwartungen an Jesus waren enttäuscht worden. Ein Jünger Jesu zu sein, führte nicht auf eine Triumphstraße sondern auf einen Kreuzweg. Der Messias starb vor ihren Augen am Kreuz. Alles aus und vorbei, meinen sie. Es war wohl doch eine Schwämerei gewesen, eine schöne Idee, doch letztlich gescheitert…

Diese Erschütterung stürzt die Jünger in tiefe Traurigkeit. Und die Traurigkeit macht sie blind, hält Lukas fest, sodass sie Jesus nicht erkennen, der sich auf dem Weg zu ihnen gesellt. Doch seine Geduld ist unermesslich. Gott sei Dank! Und Jesus nimmt sich Zeit für die Fragen der Beiden. Zu deren Beantwortung weist er hin auf die Worte der Heiligen Schrift. Er erfindet nichts Neues, er erläutert nur das bereits im Wort Gottes Zugesagte. Und er schenkt ihnen seine Gegenwart im gebrochenen Brot, im Sakrament der Eucharistie.

„Brannte uns nicht das Herz in der Brust“, erinnern sich die Jünger an den gemeinsamen Weg. Wer von uns hat nicht schon einmal diese wunderbare Erfahrung gemacht? Darum sind wir doch hier. Darum kommen wir doch immer wieder zur heiligen Messe. Darum glauben wir dem Auferstandenen, weil auch wir die tröstliche Erfahrung seiner Gegenwart in unserem Leben gemacht haben. Im Singen eines österlichen Liedes, auf einer Wallfahrt, im Lesen eines Bibelwortes, im Trost, den uns ein Mitchrist geschenkt… – in unterschiedlichen Situation haben wir die Nähe des Herrn bereits erfahren. Lassen wir das nicht kleinreden oder uns nehmen. Dafür ist es zu wertvoll. Bewahren wir uns diesen Schatz. Und vielleicht können wir sie sogar mit anderen teilen. Der Herr verlässt uns nicht! Er ist immer mit uns auf dem Weg, auch wenn wir ihn manchmal überhören oder übersehen in der Geschäftigkeit und Verwirrung unserer Zeit.

Darum gibt es für die Kirche kein anderes Programm als neu auf ihn zu hören, als aufmerksamer zu werden für seine Worte, als gläubiger zu werden für die Weisungen der Heiligen Schrift, als vertrauender zu werden für die Nähe Jesu in der Eucharistie. Das ist unsere Sicherheit. Das ist unser Weg. Alles andere sind selbstgemachte Bilder und Pläne, die scheitern werden wie die Vorstellungen der Emmaus-Jünger.

Wir müssen aufhören, uns ständig mit uns selbst zu beschäftigen. Wir müssen – wie es Papst Franziskus sagt – „missionarische Jüngerinnen und Jünger“ werden und allen das Evangelium bringen. Viele halten das für „Geschwätz“. Sie haben Angst, dass man uns für diese Botschaft verlacht und nicht ernst nimmt, weil es doch angeblich so viele wichtigere Fragen gibt. Doch unser Heiliger Vater sagte in der Osternacht: „Wie schön ist eine Kirche, die auf diese Weise durch die Straßen der Welt läuft! Ohne Angst, ohne Taktiken und Opportunismus, alleine mit dem Wunsch, allen die Freude des Evangeliums zu bringen. Dazu sind wir berufen: den auferstandenen Herrn zu erfahren und diese Erfahrung mit anderen zu teilen“.

Zuerst muss ER neu in uns ankommen – in Wort und Sakrament, in der Freude des Glaubens, die das Herz „brennend“ macht. Dann können wir diese Freude teilen. Das beginnt, indem wir Jesus ganz konkret einladen: Bleibe bei uns, bleibe bei mir. „Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit!“ (GL 325) Und er wird unsere Bitte hören. Er ist und bleibt bei uns mit seinem Wort der Hoffnung, mit seinem heiligen Leib und in der Gemeinschaft seiner Brüder und Schwestern in seiner Kirche. Amen.

18.04.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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