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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Heiligen Familie C

Sir 3,2-6.12-14; 1 Joh 3,1-2.21-24; Lk 2,41-52

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, auf den ersten Blick erscheint es wie das Normalste auf der Welt: Wenn wir Weihnachten feiern, dann muss man die Heilige Familie in den Blick nehmen. Schließlich berichten uns die Evangelisten auch von Maria und Josef, wenn sie von der Geburt Jesu in Betlehem erzählen. Dennoch kam dieses Fest erst von 100 Jahren in den kirchlichen Kalender. Für kirchliche Verhältnisse ist das relativ jung.

Man kann das jetzt für eine liturgiehistorische Randnotiz halten. Ich würde aber vor allem etwas darin sehen, was uns der Glaube schenkt. Das letzte Konzil sprach von einem Auftrag, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen und sie „im Lichte des Evangeliums zu deuten“. Gott hat sich mitgeteilt in seinem Sohn. Alles, was er ist und hat, hat er den Menschen in Jesus gezeigt. Darum sind die Gelehrten im Tempel auch schon von dem zwölfjährigen Jesus beeindruckt. Es geht hier nicht um ein altkluges Kind, das bereits große Reden schwingt. Die Schriftkundigen erkennen, dieses Kind ist die Antwort auf all ihre Fragen. Das, was vorher bemerkenswert, aber irgendwie rätselhaft in den Worten der Schrift erschien, ist nun in ein neues Licht gestellt. Gott hat sich gezeigt in einer Weise, wie wir es verstehen können als wahrer Mensch, ohne dabei etwas von seinem Gottsein zu verlieren.

Natürlich ist unsere menschliche Aufnahmefähigkeit begrenzt. Wir können nur eine gewisse Zeit zuhören. Wir werden von bestimmten Themen mehr angesprochen, wenn sie einen Bezug zu meiner konkreten Lebenssituation haben. Und genauso geschieht durch die Jahrhunderte hindurch ein gläubiges Nach-Denken der Worte Jesu. Es kommt nichts Neues hinzu. Das kann nicht sein und es ist auch nicht notwendig. Aber es wird durch die „Zeichen der Zeit“, also durch eine konkrete Fragestellung, ein Aspekt in der Botschaft Jesu deutlicher, als es vorher war.

Und so ist es offenbar mit der Heiligen Familie. Gingen die Menschen über Jahrhunderte davon aus, dass Familie im wahrsten Sinne des Wortes das „Normalste“, ja das Natürlichste auf der Welt ist. Schließlich hat ja jeder Mensch eine Mutter, die ihn geboren hat, und jeder Mensch hat auch einen Vater, der hoffentlich Verantwortung übernimmt. Aber durch verschiedene Einflüsse wurde das erschüttert – zum einen durch wirtschaftliche Einflüsse, wie etwa durch die Taktung der Arbeit in der Industrialisierung, oder durch politische Einflüsse, wie etwa die sozialistische Idee, dass die „Volksgemeinschaft“ wichtiger sei als die individuelle Familie. Die Kirche nahm nun ihren Auftrag an, diese Zeichen der Zeit „im Licht des Evangeliums zu deuten“. Dabei half der Blick in die Heilige Schrift. Schon im Alten Testament gibt es Weisungen, wie „Ehre deinen Vater und deine Mutter“. Oder Jesus Sirach sprach in der Ersten Lesung davon, dass die Liebe, die man den Eltern erweist, großen Segen bringt. Ganz besonders deutlich wurde die Wahrheit über die Familie in der Menschwerdung des Gottessohnes.

In den Weihnachtsevangelien strahlt die Schönheit der Familie auf. Da wird nichts beschönigt. Maria und Josef müssen große Herausforderungen bestehen in ihrer jungen Ehe oder in der Sorge um die manchmal eigenen Wege der Kinder, wie eben gehört. Und doch vertraut Gott ihnen seinen einzigen Sohn an. Der Evangelist Lukas hält ausdrücklich fest, dass Jesus Maria und Josef „gehorsam“ war.

Wir feiern das Fest der Heiligen Familie. Wir bekennen damit die natürliche Wahrheit, dass es für Kinder – bei allen Herausforderungen – das Richtige und Gute ist, dass sie Vater und Mutter haben. Und wir werden in dieser Überzeugung bestärkt durch das übernatürliche Licht des Evangeliums, weil Jesus selbst in einer Familie gelebt hat. Möge das alle christlichen Familien ermutigen in ihrem Glauben, in ihrem Zusammenhalt. Amen.

29.12.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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