Predigt von Pfarrer Daigeler zum Patrozinium "Geburt Johannes des Täufers"
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wenn Sie sich in unserer Kirche umblicken, dann finden Sie unseren Pfarrpatron, dessen Festtag wir feiern, dreimal dargestellt: Natürlich ganz prominent im Hochaltar, wo wir sehen, wie Johannes Jesus im Jordan tauft; in der Taufkapelle ist eine barocke Figur des Täufers zu sehen; und im Eingangsbereich, vom Marktplatz kommend, begrüßen den Kirchenbesucher hölzerne Bildtafeln, geschaffen 1973 von Josef Felkl. Die große Bildtafel in der Mitte zeigt uns Johannes im „härenen Gewand“. Das Schnitzwerk bringt für mich etwas davon zum Ausdruck, wie uns die Heilige Schrift den Täufer vorstellt: Kantig, vermutlich auch schroff, mit einem strengen Aussehen: Von „Heuschrecken und wildem Honig“ soll er in der Wüste gelebt haben.
Wie auch immer er ausgesehen haben mag, Johannes provozierte. Schon seine Geburt, die wir heute sechs Monate vor der Geburt des Herrn feiern, forderte heraus. Die Eltern Zacharias und Elisabeth waren „in vorgerücktem Alter“ und rechneten nicht mehr damit, ein Kind zu bekommen. Auch ihre Umgebung wird sich gewundert haben. Auch stoßen sie sich an der Namenswahl, die so ganz von der Familientradition abweicht. Niemand heißt bislang „Johannes“ in der Familie des Zacharias, warum soll dann dieses Kind so heißen?
Wir merken, der Glaube ruft aus der Komfort-Zone heraus. Er ist keine bequeme Couch. Viele können vermutlich von Erlebnissen erzählen, wo ihnen ihr Christsein einen schiefen Blick oder ein müdes Lächeln eingebracht hat. Jeder kennt Situationen, wo es Überwindung und Anstrengung gekostet hat, nicht einfach mit dem Strom zu laufen, weil uns der Glaube etwas anderes aufgegeben hat…
Johannes tritt am Jordan auf mit dem deutlichen Ruf: „Bekehrt euch!“ Er ruft die Menschen, neu zu beginnen und sich nicht abzufinden, mit dem, was alle tun, oder wie es eben so läuft. Jesus wird später mit demselben Ruf seine Predigten beginnen: „Kehrt um!“ Johannes bereitet den Weg für den Herrn. Doch wer Christus gefunden hat, kann ihn nicht einfach als seinen „Besitz“ in einen Schrein stellen. Christsein bleibt ein Weg. Wir sind immer wieder herausgefordert, umzukehren und uns neu auszurichten auf den Herrn hin.
Daran erinnert Johannes der Täufer. Dafür „provoziert“ er die Menschen. „Provozieren“ heißt ja vom Lateinischen her: „herausrufen“. Johannes ruft aus dem Gewohnten heraus. Mich beschäftigt in diesen Tagen diese Frage sehr: Was können wir tun, um das Eigentliche, ja das Herausfordernde der Botschaft wieder deutlicher herauszustellen? Was ist zeitbedingte Schale und was ist unaufgebbarer Kern? Sind wir manchmal zu sehr gebunden durch den Erhalt dessen, was unsere Vorfahren aufgebaut haben an Gebäuden und Strukturen?
Unser Kirchenpatron erinnert uns an diese Herausforderungen. Aber wenn es nur an uns liegen würde, dann wäre es eine Überforderung. Darum hören wir am Geburtsfest des Täufers im Evangelium stets von seiner Namensgebung. Und der Name „Johannes“ ist eine große Zusage, denn er heißt „Gott ist gnädig“. Wenn wir durch provokante Heilige wie Johannes daran erinnert werden, dass Christsein ein Weg der Umkehr und dass Christsein immer neues Aufbrechen bedeutet, dann können wir das nur (er)tragen, weil diese Botschaft nicht allein eine Forderung ist. Sie enthält ebenso eine Zusage: Gott ist gnädig. Gott schafft Zukunft. Mehr als auf das, wie wir sind, schaut Gott auf das, was wir mit seiner Hilfe sein können. Haben wir Zuversicht! Und lassen wir uns ermutigen – auch durch unseren Patron, den heiligen Johannes. Amen.
24.06.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler