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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Stadtlauringer Patrozinium: Geburt des heiligen Johannes des Täufers

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, beim Lesen der biblischen Texte zum heutigen Fest fiel mir auf: Zweimal hält der Evangelist Lukas die Freude über die Geburt des Johannes ausdrücklich fest. Einmal, als der Engel dem Zacharias im Tempel ankündigt, dass er Vater werden wird, sagt er: „Viele werden sich über seine Geburt freuen.“ Und noch einmal als Johannes geboren ist, wir haben es gerade gehört. Die Nachbarn und Verwandten kommen „und freuten sich mit“ Elisabeth, der Mutter des Johannes.

Nun kann man auf der einen Seite sagen: Die Geburt eines Kindes rührt jedes Herz an. Wenn wir ein neugeborenes Kind sehen, seine Zartheit und Unschuld, dann ist die natürlichste Regung, dass wir uns freuen.

Auf der anderen Seite ist es aber nicht immer so, dass Menschen sich mitfreuen. Vielmehr hat es den Eindruck, dass es leichter ist, Menschen zu finden, die mitschimpfen oder mitlästern…

Umso wertvoller ist diese Haltung des Mitfreuens. Wer eine schöne Erfahrung macht, der will sie mit anderen teilen. Wir sehen es an Maria und Elisabeth. Die Mutter Jesu und die Mutter des Johannes teilen ihre Freude, ein Kind zu erwarten und Mutter zu sein. Und in diesem Teilen empfangen sie Kraft, die Herausforderung, die diese Schwangerschaften ja auch bedeuten, zu bewältigen. Wenn ich lerne, mich mit anderen zu freuen, dann werde ich selbst immer auch beschenkt. Der Neid zerstört – in der Gemeinschaft und auch in meinem eigenen Herzen und Leben. Das Mitfreuen aber baut auf. Das ist ein wichtiger, erster Impuls, den wir aus dem Evangelium für uns selbst und auch für das Leben unserer Pfarrgemeinde, deren Patrozinium wir feiern, lernen können.

Diese Freude über die Geburt des Johannes entsteht aus der Hoffnung, die dieses Kind verkörpert. Jede Geburt ist ein Hoffnungszeichen, weil neues Leben sichtbar wird. Schon im Mutterleib wächst diese Hoffnung, sagt Jesaja in der Ersten Lesung. Und in Johannes erkennen seine Eltern Zacharias und Elisabeth eine besondere Berufung. Auch die Menschen um sie herum spüren es. „Ich mache dich zum Licht der Nationen, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht“, spricht der Herr. Darum legt ja Zacharias so großen Wert auf den Namen seines Sohnes. Der Name bekräftigt die Berufung. „Johannes“ ist eine Hoffnungsbotschaft, denn Johannes heißt: „der HERR ist gnädig“.

Über das Mitfreuen und das Mithoffen wächst schließlich das Mitglauben. Glauben gelingt nur im Miteinander. Wir brauchen andere Menschen, die uns ermutigen durch ihr Zeugnis, durch ihr Mitgehen. Johannes bereitet den Weg für Jesus. Er hilft vielen Menschen, zum Glauben zu finden. Was für ein großes Geschenk ist die Gemeinschaft der Heiligen und die Gemeinschaft der Kirche für uns. Wir lernen das Glauben, indem wir die Freude miteinander teilen – die Freude, dass wir Gott kennen. Wir lernen das Glauben, indem wir die Hoffnung miteinander teilen, dass Gott gnädig ist.

Danken wir heute für die Geburt des Johannes, freuen wir uns über das Zeugnis seines Glaubens und seiner Hoffnung. Lernen auch wir Freude und Hoffnung miteinander zu teilen, dann wächst auch unser Glauben. Und übersehen wir nicht: Bei allem, was uns bedrückt, haben wir immer auch, uns zu freuen, wie sich die Menschen über die Geburt des Johannes gefreut haben. Amen.

24.06.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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