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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Palmsonntag A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wer erklären möchte, was Christsein ist, der kann am besten auf einen Weg verweisen. Das ganze Evangelium stellt uns Jesu Botschaft in Form eines Weges dar: Beginnend in seiner Heimat Galiläa, wo Jesus Weggefährten um sich schart, führt ihn sein Weg hinauf nach Jerusalem, wo er seinen Kreuzweg geht, wie wir es eben eindrucksvoll in der Leidensgeschichte Jesu gehört haben. Und selbst für die Zeit nach seinem Tod kündigt Jesus im Abendmahlssaal an, dass er als der Auferstandene den zerstreuten Jüngern „vorausgehen wird nach Galiläa“, um sie von Neuem zu sammeln und zu senden.

Diese Frohe Botschaft ist die Zusage, die am Anfang auch unseres Glaubens steht. Jesus hat nicht nur Worte gemacht, nicht bloß Befehle für die „Truppen“ aus dem sicheren Bunker heraus versandt… Er ist zuerst selbst den Weg gegangen. Und von daher geht sein Ruf zum Glauben, der lautet: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Christsein ist ein Weg, aber nicht irgendeiner, nicht bloßes Unterwegs sein. Christsein ist Nachgehen der Spuren Jesu.

Freilich gibt es in uns stets die Versuchung zu meinen, dass wir es doch besser wüssten, dass wir vielleicht einen schöneren oder attraktiveren Weg kennen würden. Aber letztlich sind das meist Umwege oder sogar Sackgassen. Jesus kennt den guten Weg. Jesus selbst ist der beste Weg – für dieses Leben und hinein in das kommende Leben.

Mit der Palmprozession versucht wir das nachzubilden, wie wir es im Tagesgebet vom Palmsonntag gesprochen haben: Vater, „hilf uns, dass wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung Anteil erlangen.“ Mit Jesus zu gehen ist nicht immer einfach. Wir werden dafür nicht immer Lob oder Anerkennung erhalten. Im Gegenteil manchmal bringt es uns – wie Jesus selbst – Widerspruch ein. Und doch dürfen wir durch den Glauben immer neu die tröstliche Erfahrung machen, wenn wir unser Kreuz annehmen und ihm folgen, dann ist er bei uns, dann geht er mit uns, dann trägt er das Kreuz mit uns.

Ehrlich gesagt, scheiden sich an diesem Weg die Geister. Das Evangelium spart nichts aus davon. Die Jünger laufen davon, die Frauen bleiben bis unter dem Kreuz. Ein aufrüttelndes Wort. Doch auch den Jüngern, die aus Furcht vor dem Kreuz, wegliefen, geht Jesus nach. Er ruft sie erneut in die Nachfolge. Darauf vertrauen auch wir, dass er uns immer neu ruft, dass wir mit seiner Hilfe immer neu beginnen dürfen, auch wenn wir gefallen sind. Darum beginnt der Glaube mit der Umkehr, der Weg Jesu mit meiner Bekehrung. Wir sind gerufen, dass wir auf Christus schauen und dass wir ihm folgen. Amen.

02.04.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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