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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Christi Himmelfahrt A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in diesen Tagen sind zahlreiche Wallfahrten und Prozessionen unterwegs. Sicherlich freuen sich die Teilnehmer an der Schönheit der aufblühenden Schöpfung, an der frohen Gemeinschaft, auch an der gesunden Bewegung… Doch was unterscheidet den Pilger von einem Wanderer, den es ja auch geben darf?

Ich würde sagen, es ist das Ziel. Die Wallfahrt will ja eine christliche Deutung des Lebens sein. Das Leben aller Menschen ist ein Weg. „Wir sind nur Gast auf Erden“, singen wir. Doch der Glaube schenkt uns Orientierung für diesen Weg. Als Glaubende sind wir nicht bloß unterwegs; wir brauchen nicht herumzuirren in der Welt. Als Glaubende wissen wir: Wir kommen aus der Liebe des Schöpfers, der diese Welt gewollt und gut gemacht hat, der einen jeden von uns kennt und liebt. Und wir kennen durch Christus das Ziel des Lebens: Wir gehen auf die ewige Liebe des Vaters zu.

Diese alles umfassende Dimension feiert – heute, vierzig Tage nach Ostern – das Fest Christi Himmelfahrt. Der, der vom Herzen des Vaters kam, geht zu ihm zurück. Und den Jüngern wird zugesagt: Der Herr wird wiederkommen. So hörten wir es aus der Apostelgeschichte. Unsere Welt, der ganze Kosmos und auch mein kleines Leben haben ein Ziel. Nicht im Nirgendwo verglühen wir, sondern der Herr wird wiederkommen, er wird uns entgegenkommen, damit wir zu ihm finden.

Das ist die positive Option, für die der christliche Glaube steht. Unsere Zeit ist ja bei ehrlicher Betrachtung eher in einer Weltuntergangsstimmung. Von ganz verschiedenen politischen und weltanschaulichen Gruppen werden düstere Bilder gezeichnet, so dass es nicht wenige mit der Angst zu tun bekommen. Umso wichtiger ist es, die Frohe Botschaft zu verkünden, von der Paulus in der Zweiten Lesung sprach. Wir sollen erkennen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind. Als Christen haben wir immer Hoffnung. Nicht weil es keine großen Aufgaben oder Herausforderung oder sogar Gefahren gäbe. Die gibt es wohl. Aber wir wissen, dass Christus die größte Herausforderung, nämlich den Tod, bereits überwunden hat. Und wer sich an ihn hält, der hat Teil an seinem Sieg.

„Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf Erden“, sagt Jesus seinen Jüngern und uns zu. Darum dürfen wir hoffnungsfroh und mutig unseren Weg gehen. Alles, was zum Menschsein gehört, selbst seine Leiden und Wunden, hat Jesus in das Leben beim Vater getragen. Er kennt darum auch unsere Leiden und Sorgen. Doch er hat sie bereits getragen. Er hat sie bereits besiegt. Das ist die Hoffnung, die wir in seiner Himmelfahrt feiern.

Freilich knüpft Jesus an diese Zusage auch einen Auftrag. Wir sollen alle Menschen mit seiner Botschaft vertraut machen. Wir sollen Menschen gewinnen, dass sie Jünger Christi werden. Die Welt braucht keine Verdopplung ihrer Hoffnungslosigkeit. Die Welt braucht die Frohe Botschaft, dass wir kein Produkt des Zufalls sind, sondern dass wir von Gott geliebt sind. Und dass wir in Christus den Weg zum Leben in Fülle kennen. Wir brauchen ihn nur zu gehen.

Wer ihm nachfolgt, findet das Leben. Wer ihm nachfolgt, weiß in allen Herausforderung und Aufgaben: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Amen.

18.05.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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