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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Verklärung des Herrn A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Licht hat eine große Anziehungskraft. Viele Beispiele aus der Natur könnte man dafür anführen. Und es gilt überhaupt für unser menschliches Sehen, dass wir ohne Licht im wahrsten Sinn des Wortes im Dunkeln tappen. Erst im Licht erkennen wir die Dinge dieser Welt richtig. Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass Dunkelheit immer auch etwas Ungeborgenes oder Beängstigendes mit sich bringt.

Die Begebenheit, von der das Evangelium am heutigen Fest erzählt, hat auch etwas mit Licht zu tun. Jesus nimmt aus dem Kreis der Zwölf drei Apostel mit auf einen Berg. So wird er es auch in seinen letzten, irdischen Stunden am Ölberg machen. Petrus, Jakobus und Johannes dürfen ihn begleiten. Und auf dem Verklärungsberg leuchtet, so heißt es, sein Gesicht „wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie Licht“. Diese Verklärung ist schwer in Worte zu fassen. Die Jünger selbst tun sich damit schwer. Petrus stammelt etwas von drei Hütten. Und der Evangelist Lukas erwähnt in seiner Darstellung eigens, dass die Drei nach dem Ereignis „schwiegen“. Wie auch immer wir uns dieses Phänomen vorstellen, die Grundaussage ist klar – und eigentlich einfach. Jesus benennt sie an anderer Stelle im Evangelium: „Ich bin das Licht der Welt, und wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln.“

Unsere Zeit ist, obwohl sie so viel Energie in unterschiedlichste Forschungen steckt, in vieler Hinsicht unsicher. „Gibt es Zukunft für den Menschen, für die Umwelt, für unseren Planeten?“, fragen einige. „Kann man überhaupt mit Gewissheit erkennen, wie die Dinge sind?“, fragen andere. Ob der Mensch etwa Mann oder Frau ist, scheint eine Frage des eigenen Ermessens, der persönlichen Definition geworden zu sein. Oder ob es unverfügbare Wahrheit oder unverrückbare Regeln überhaupt gibt, kann nicht mehr als allgemeine Sicht angenommen werden…

So erscheint vieles unsicher. Und selbst den Jüngern Jesu steigt in diesen Tagen manchmal Verunsicherung ins Herz: Ist das alles wirklich so, wie man es uns beigebracht hat, wie es in der Bibel steht, wie es die Kirche lehrt?

Gewiss gibt es unterschiedliche Reaktionen darauf. Das Fest der Verklärung Christi und seine biblischen Lesungen möchten uns jedoch in der Gewissheit des Glaubens stärken. Durch das, was die Apostel mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben, ist „das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden“, schreibt der Petrusbrief, den wir als Zweite Lesung hörten.

Es gibt Klarheit und Sicherheit, die uns der Glaubt weist. Es gibt sozusagen eine Linie. Am Anfang der Schrift lesen wir: „Gott sprach: Es werde Licht.“ Es gibt also die Möglichkeit des Erkennens. Wir können die Schönheit des Schöpfers in seinen Werken erkennen. Und wir können aus der geschaffenen Natur Regeln ablesen, wie das Leben sein soll und wie es gut wird. Zusätzlich gab es und gibt es in der Geschichte des Glaubens hellsichtige Menschen, die im Licht des Glaubens Wegweiser für andere wurden: die Propheten und die Heiligen. Am deutlichsten leuchtet Gottes Licht der Wahrheit in Jesus Christus, dem „Menschensohn“. In ihm ist Gott greifbar und sichtbar geworden in unserer Welt. Er ist Gottes Licht, damit wir den rechten Weg finden, den Weg zum guten Leben, den Weg zu Gott. Wer ihm nachfolgt, der erhält immer Licht für seinen Weg.

Der heilige Papst Paul VI. starb am Fest der Verklärung Christi 1978, heute vor genau 45 Jahren. Er hatte für dieses Fest eine Ansprache vorbereitet, die er nicht mehr halten konnte, darin heißt es: „Die Verklärung des Herrn wirft strahlendes Licht auf unser tägliches Leben und richtet unser Denken auf die unsterbliche Bestimmung, welche dieses Ereignis in sich birgt. (...) Ein unvergleichliches Geschick erwartet uns, wenn wir unserer christlichen Berufung treu bleiben: wenn wir in Wort und Verhalten aus den mit der Taufe auferlegten Verpflichtungen die logischen Folgen ziehen.“

Ja, Christus zeigt uns den Weg, der Glaube weist uns den Weg. So haben wir Sicherheit, wenn wir – wie es die Stimme von Himmel sagt – auf Jesus hören. Amen.

06.08.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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