logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kirchweihsonntag

Die Stadtlauringer Kirche St. Johannes feiert am zweiten Oktobersonntag ihr Kirchweihfest. Hier finden Sie die Predigt zu diesem Anlass:

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, durch die Beschränkungen in der Pandemie ist vielen noch einmal deutlicher geworden, was uns an Leib und Seele fehlt, wenn menschliche Kontakte fehlen, wenn gemeinsame Feiern fehlen. Das Leben ist Begegnung und wir leben vom Austausch mit anderen Menschen. Das ist nicht weniger wichtig als das tägliche Brot, denn es ist die Nahrung für die Seele. Das gilt auch für den Glauben. Er will Stütze und Halt sein, Stärkung an Leib und Seele.

Unser katholische Glaube versteht sich wesentlich und unverzichtbar sakramental. Das lohnt sich am heutigen Kirchweihfest tiefer zu bedenken. Was ist damit gemeint? Es heißt, wir erinnern uns nicht bloß an Jesus, wir erzählen nicht nur von ihm, sondern wir begegnen ihm leibhaft und wahrhaft in den Sakramenten. Der große Theologe und Papst Leo der Große sagte: „Das, was am Erlöser sichtbar war, ist in die Sakramente eingegangen.“ Gott ist nicht bloß eine Idee oder Vorstellung, er ist konkret, wirklich, wahrhaft. Damit wir das glauben, hat uns sozusagen seine Hand entgegengestreckt in Jesus, seinem menschgewordenen Sohn. Er hat gleichsam eine Brücke zwischen seiner und unserer Welt. Und diese Brücke ist Jesus. Seine Gegenwart in unserer Welt ist aber nicht nur ein vergangenes Ereignis vor Jahrhunderten auf den Straßen Palästinas. Hier und heute ruft er uns gleich dem Zachäus zu: „Ich will bei dir zu Gast sein.“

Um diese Gewissheit zu bekräftigen, haben die Sakramente eine leibliche Dimension. Sie ist uns verbindlich gegeben: Das Wasser der Taufe, das heilige Öl bei Firmung und Krankensalbung, Brot und Wein, die bei der heiligen Eucharistie in seinen Leib und sein Blut gewandelt werden. In den Sakramenten will uns der Herr berühren, unser Gast sein, uns Heil, Vergebung und Freude bringen wie einst dem Zachäus.

Wer das bedenkt und glaubt, der versteht, dass diese heilende Begegnung mit dem menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Herrn nicht ersetzbar ist. Mit dem Kirchweihfest feiern wir vor allem, dass Christus leibhaft in unserer Mitte gegenwärtig ist und bleibt. Das Haus aus Steinen ist der Fingerzeig auf seine Gegenwart. Es lädt uns ein zum gemeinsamen Gottesdienst, damit wir sein Wort hören, damit wir ihn durch unser Loben und Danken bezeugen. Hier im Gotteshaus feiern wir die Sakramente, besonders die heilige Messe. Wir empfangen den Leib Christi in der heiligen Kommunion, damit wir selbst „Leib Christi“, also Kirche, also Gegenwart Christi für die Welt sein können. Gleich wie es der heilige Augustinus über die heilige Kommunion sagte: „Werdet, was ihr empfangt, und empfangt, was ihr seid: Leib Christi.“

Dieses Geschenk der Gegenwart Christi bleibt auch über die Messfeier hinaus. Darum birgt unsere Kirche den Tabernakel, das „Zelt Gottes“. Es sagt uns stets: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Und wir dürfen wie Zachäus seine Gäste sein. Nehmen wir die Einladung Jesu an, laden wir auch Freunde und Nachbarn immer wieder ein, die heilige Messe mit uns zu feiern. „Die Kirche lebt aus der Eucharistie.“ Ja, wir, seine Jünger, leben aus der Begegnung mit dem Herrn, der uns zu seiner Kirche macht, damit wir Zeugen seiner Gegenwart sind. Amen.

11.10.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­