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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 11. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, im Wettersegen werden in einem Satz drei wichtige Aspekte des Wachsens und der Ernte genannt. Wir bitten darum, dass Gott unsere Arbeit „begleite“ und segne, damit wir in Dankbarkeit gebrauchen, „was durch die Kräfte der Natur und die Mühe des Menschen gewachsen ist“. Gottes Segen also, die natürlichen Wachstumskräfte sowie unser menschliches Denken und Schaffen. Man kann legitimerweise unterschiedliche Schwerpunkte auf diese drei Aspekte legen, aber dort, wo einer ganz entfällt, wird es schief. Dann fehlt etwas Wesentliches zum Gelingen eines guten Lebens.

Den Einstieg bietet heute eine Lesung aus dem alttestamentlichen Buch Ezechiel. Mit klaren Worten verwirft der Prophet menschliche Überheblichkeit: „Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen Baum mache ich hoch“, spricht der Herr. Es liegt nicht alles allein in unserem Wissen und Können. Wir erleben es in unserem Alltag: Manchmal strengen wir uns an und bemühen uns redlich, dennoch gelingt es uns nicht. Ein andermal wird uns ein Erfolg oder Gelingen geschenkt ohne unseren eigenen Verdienst oder zumindest nicht allein aus eigenem Vermögen. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, sagten die Alten, weil sie wussten, dass keiner alles kann oder alles weiß. Und die Frohe Botschaft unseres Glaubens ist: Es muss auch keiner alles allein schaffen. Wir gehen als Glaubende unseren Weg, sagt Paulus. Das heißt doch: Wir vertrauen, dass der Heiland mit uns geht, uns ermutigt und begleitet. Und vor allem, wie es die Zweite Lesung sagte, dass Jesus uns auf dem Weg das Ziel weist. Wir sind unterwegs zur ewigen Heimat bei ihm.

An Gottes Segen ist alles gelegen. Das ist wahr und doch ist das keine „Hängematte“. Wir müssen zuerst das Unsere tun, dann gibt Gott das Seine dazu. Die „Mühe des Menschen“ gehört zum Gelingen der Arbeit dazu. Unsere Fähigkeiten und Talente, körperliche und geistige, dürfen und sollen wir einbringen für das Gelingen unseres Lebens – und für das Wohl anderer. Im Gleichnis Jesu wird zunächst festgehalten, dass sich da einer die Mühe macht, den Samen auf seinen Acker zu säen. Sicher hat er vorher den Boden bereitet und das getan, was notwendig ist für eine gute Aussaat.

Schließlich erzählen die beiden Gleichnisse Jesu auch vom dritten von „den Kräften der Natur“, wie es der Wettersegen nennt. Der Samen wächst zum Halm und daraus sprießt die Ähre, die das Korn birgt. Wir müssen und können nicht alles selbst schaffen. Wir sind verwiesen auf das Miteinander, auf die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Um eine Familie zu gründen, sind wir ergänzungsbedürftig, es braucht Mann und Frau, jeder mit seinen Fähigkeiten und Voraussetzungen. Um Vereine, Gruppen oder auch unser kirchlichen Lebens zu erhalten, sind viele Menschen und Talente, ihre Schaffenskraft und Zeit gefragt. Und wir sind auch angewiesen auf die Gaben der Schöpfung. Gerade die Krisen und Debatten unserer Zeit führen uns ja vor Augen, was unser Heiliger Vater so oft sagt: „Keiner rettet sich allein“. Wir sitzen alle im selben Boot.

Dort, wo wir das in Demut anerkennen, dass wir einander, dass wir andere und die gute Schöpfung Gottes brauchen, dort gelingt unser Leben. Dort, wo wir unsere jeweiligen Kräfte und Begabungen einbringen – auch für andere, dort gelingt die menschliche Gemeinschaft und unser eigenes Leben. Dort, wo wir an Gottes Macht glauben, wo wir gläubig um seinen Segen bitten, dort finden wir das gute Leben – in dieser Zeit und hoffentlich einmal in seiner Ewigkeit. Amen.

13.06.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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