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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Palmsonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, der Palmsonntag ist liturgisch herausfordernd. Mancher ist vielleicht irritiert. Der Name des Tages deutet auf den Einzug Jesu in Jerusalem hin. Draußen zu Beginn der Palmprozession haben wir die Zeilen aus dem Evangelium gehört, die uns davon berichten. Könnte man es nicht dabei bewenden lassen? Wir hören ja sonst auch nur ein Evangelium. Und nun haben wir die Leidensgeschichte nach Lukas in aller Ausführlichkeit gehört. Was hat das mit dem Palmsonntag zu tun?

Wir sind hier nicht an Liturgiegeschichte interessiert, es geht um unseren Glauben. Und diesen Glauben verdeutlichen wir heute mit einer einfachen Geste, die beide Themen zusammenfasst. Die frisch geweihten Palmzweige werden wir mit nach Hause nehmen und sie dort an das Kreuz oder Kruzifix in unseren Wohnungen heften.

Auf den ersten Blick zieht Jesus wie ein Kriegsheld oder König in die Stadt Jerusalem ein. Die Menschen an den Straßen jubeln, sie haben eine bestimmte Erwartung. Jesus soll ihr Schicksal wenden. Sie meinen, er wird ein neues Königreich wie einst David herstellen.

Das ist menschlich verständlich und doch ist es ein Missverständnis. Ja, Jesus ist gekommen, unser Schicksal zu wenden, aber nicht indem er ein irdisches Reich errichtet. Das wäre letztlich vergänglich, wie alles in dieser Welt. Denn das Schicksal, dem wir nicht entrinnen können, ist der Tod. Und genau das wollte Jesus wenden. Nicht durch ein Machtwort, nicht durch ein Spektakel, sondern durch die Hingabe seines Lebens. Er ist unseren Tod gestorben, damit wir Anteil erhalten an seinem Leben.

Wenn wir daheim die geweihten Zweige an das Kreuz heften, bekennen wir genau das: Jesus, du bist der Sieger über den Tod! Dein Sterben ist unsere Hoffnung auf Leben – ewiges Leben.

An diesem Bekenntnis scheiden sich die Geister. Jesus wird am Karfreitag von vielen Menschen verurteilt, die ihn am Palmsonntag noch bejubelt haben. Wir erschrecken vor der Verführbarkeit und der Grausamkeit des Menschen. Aber das gab es nicht nur damals!

Und dennoch gibt es immer auch Menschen, die kleine Zeichen der Hoffnung setzen, wie die Frauen am Kreuzweg, die mitleiden und sich anrühren lassen vom Leiden eines anderen. Oder wie Simon von Kyrene, der – vielleicht gezwungen, aber eben doch – Jesus hilft das Kreuz zu tragen. Und es gibt den Schächer, von dem uns allein Lukas erzählt, der sein ganz Leben verbaut hat, der als Verbrecher am Kreuz endet, der aber seine ganze Hoffnung auf Jesus setzt mit dem Glaubensbekenntnis: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“

Nicht nur damals – auch heute brauchen wir Menschen, die solche kleinen Zeichen der Hoffnung setzen. Die Palmzweige erinnert uns an diesen Auftrag. Amen.

13.04.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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