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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Weihetag der Lateranbasilika

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wer als Pilger nach Rom kommt, besucht vermutlich auch die Lateranbasilika, deren Weihefest heute in allen katholischen Kirchen weltweit gefeiert wird. Nicht so bekannt wie der Petersdom ist es dennoch die eigentliche Bischofskirche des Papstes. Er ist ja nicht nur Hirte der universalen Kirche, sondern auch Bischof von Rom. Pilger können am Eingang der altehrwürdigen Basilika lesen: „omnium urbis et orbis eccelesiarum mater et caput“ – zu deutsch: „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt (Rom) und des Erdkreises“.

Wir merken, dieses besondere Kirchweihfest unterstreicht die Verbundenheit aller Kirchen weltweit. Für diese Verbundenheit steht sichtbar der Heilige Vater, denn der Papst hat vom Herrn die besondere Aufgabe erhalten, die Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken und das „sichtbare Fundament der Einheit“ zu sein. Die Kirche ist für uns Katholiken immer sowohl etwas lokales – wir gehören ja zu einer konkreten Pfarrgemeinde, als auch etwas universales – wir sind ebenso Glieder einer weltweiten Gemeinschaft. Darum feiern wir sowohl den Weihetag unserer eigenen Pfarrkirche, als auch den Weihetag der Bischofskirche des Papstes.

Es ist ein wertvolles Geschenk, dass die Einheit der Kirche nicht nur eine Vorstellung oder ein Gedanke ist. Sie ist konkret. Das verkörpert der Heilige Vater als Nachfolger des Apostels Petrus. Wenn Sie einmal auf dem Petersplatz stehen sollten, können sie das greifbar erleben: Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen gehören tatsächlich zu einer Gemeinschaft und Familie. Und diesen Auftrag des Zusammenführens und Zusammenhaltens hat Jesus konkreten Menschen anvertraut, dem Simon Petrus und seinen Nachfolgern.

Wir sehen das, was uns der heilige Paulus im Korintherbrief in Erinnerung ruft. Der Grund ist gelegt. Und keiner kann einen anderen Grund legen, „als den, der gelegt ist: Jesus Christus“. Daran zu erinnern, ist die erste und wichtigste Pflicht des Papstes. Die Kirche ist von Christus und auf Christus gegründet. Und nur, wenn sie auf diesem Grund steht, wird sie Bestand haben. Da ist auch Jesus im Evangelium von der Tempelreinigung klipp und klar. In der Kirche muss es zuerst um Gott gehen. Das klingt vielleicht banal, ist es aber nicht. Es drängen immer neu „Händler“ in den Tempel, die andere Themen und Botschaften anpreisen. Aber Christus hat seine Kirche gegründet, damit seine Botschaft durch alle Zeiten und an Orten erklingt, damit seine Gegenwart in den Sakramenten gefeiert wird, bis er wiederkommt.

Das ist der Grund, auf dem wir stehen. Gleichzeitig ist es unser Auftrag, an dieser Kirche weiterzubauen. Die Lateranbasilika ist in ihrer Bausubstanz aus der Zeit Kaiser Konstantins, geweiht im Jahr 324. Und doch haben viele Generationen daran weitergebaut; Kunstwerke unterschiedlicher Epochen finden sich in dieser Kirche. Das gilt auch für uns. Wir können uns nicht zurücklehnen und sagen: Christus hat die Kirche gegründet, damit ist es genug. Die Kirche ist nicht nur eine geistliche Wirklichkeit, sie ist ebenso eine sichtbare Wirklichkeit. Darum müssen Menschen sie erhalten. Jesus hat seine Kirche mitten in diese Welt gestellt. Darum muss ganz praktisch das Gebäude erhalten und gepflegt werden. Darum muss das Wort Gottes ausgesprochen und der Gottesdienst gefeiert werden, was nur möglich ist, wenn viele mithelfen.

Jesus hat zu Petrus gesagt, dass seine Kirche Bestand haben wird. Dieses Versprechen gilt unerschütterlich. Aber es gilt nur der Kirche als Ganzer, nicht einer einzelnen Orts- oder Dorfkirche. Deren Bestand hängt an den „lebendigen Steinen“, daran, ob sich Menschen finden, die weiterbauen, erhalten und pflegen. Und da sind wir alle gefragt! Amen.

09.11.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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