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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 21. Sonntag im Jahreskreis A
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
in der großen Form des Glaubensbekenntnisses, das Christen seit rund 1600 Jahren sprechen, ist der Glaube an den dreifaltigen Gott zusammengefasst: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Im dritten Teil des Credo, in dem es um den Heiligen Geist geht, wird auch die Kirche erwähnt. Sie ist eine sichtbare Wirkung des Heiligen Geistes. Das klingt möglicherweise für Kritiker wie eine Selbstüberhöhung der Kirche. Doch werden hier auch vier Kriterien benannt, die die Kirche kennzeichnen, ja kennzeichnen müssen, damit sie Kirche Christi und damit Werk des Heiligen Geistes ist. Diese vier Kriterien sind: einig, heilig, katholisch und apostolisch. Ich möchte das vierte Kriterium „apostolisch“ herausgreifen und es anhand des eben gehörten Evangeliums erläutern.
Es gibt ja verschiedene Auslegungen des Evangeliums, die „auf dem Markt“ sind. Wir sehen das an den verschiedenen Konfessionen und an den oft sehr individuellen Auslegungen des Glaubens durch einzelne Menschen, die sich aus den Worten der Schrift, das aussuchen, das sie anspricht und das auslassen, was sie stört.
Jesus kommt mit seinen Jüngern nach Caesarea Philippi, heute auch Banjas genannt. Hier liegt eine der drei Jordanquellen. Zur Zeit Jesu stehen hier eine Reihe heidnischer Tempel. Verschiedene religiöse Angebote legen den Menschen vor, wie sie ihr Leben deuten können. Und genau an diesem Ort fragt Jesus seine engsten Freunde: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Und: „Für wen haltet ihr mich?“
Jesus schimpft nicht über die anderen „Angebote“, über die Irrtümer und Irrwege. Er fordert vielmehr zu einer Entscheidung heraus. Er fordert auf, in die Beziehung, in die Freundschaft, in die Nachfolge einzutreten. Denn das ist Christsein: sich auf Jesus einlassen, aus der lebendigen Freundschaft mit ihm leben, seinen Spuren folgen, selbst wenn dies manchmal einen Kreuzweg mit sich bringt.
Grundsätzlich richten sich diese Worte und diese Einladung Jesu an alle Menschen. Doch es braucht Menschen, die diesen Weg „aufschließen“. Das deutet bereits die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Jesaja an. Es gibt Verantwortungsträger im Glauben, Hirten – hier durch den „Schlüssel“ versinnbildlicht. Sie entbinden mich nicht von meiner Eigenverantwortung, eine Entscheidung für den Herrn zu treffen. Doch sie haben die Aufgabe, „Leitplanken“ zu setzen, damit der Weg der Gläubigen nicht ins Beliebige verläuft, dass wir nicht allein das hören, was nach unserem Geschmack ist, sondern die ganze Lehre Jesu, das volle Evangelium.
Was das konkret meint, sehen wir in den Worten des Apostels Petrus. Er wird zum Apostel, er wird zum bleibenden und unwiderruflichen Fundament der Kirche, weil er bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Die Zwölf, die Apostel, angeführt von Petrus, sind die Grundpfeiler der Kirche. Die Kirche kann nichts anderes lehren, wenn sie Kirche Christi sein will. Das meint, dass sie „apostolisch“ ist und sein muss.
Heute wird bis in die innersten Reihen unserer Kirche das überlieferte Glaubensgut oft als „zeitbedingt“ dargestellt: Das habe man früher so gesehen, weil die Menschen eben unter bestimmten Zeitumständen gelebt haben… Darum sei es für uns nicht mehr verbindlich.
Natürlich können sich Ausdrucksweisen ändern, können sich Schwerpunkte verlagern. Doch an das Glaubensbekenntnis der Apostel sind wir wie alle Menschen vor uns und nach uns gebunden. Keine Synode, keine Bischofsversammlung, nicht einmal der Papst kann daran etwas ändern, sonst sind sie nicht mehr das, was sie dann nur mehr vorgeben zu sein: Kirche Christi, Werk des Heiligen Geistes.
Jesus ist der Herr, in ihm ist Gott selbst in die Welt gekommen. Er hat konkrete Männer erwählt und sie als Hirten und Apostel seiner Kirche eingesetzt. Er hat die Kirche gewollt und er will in ihren Sakramenten wahrhaft und leibhaft bei uns sein. Natürlich gibt es auch andere Angebote „auf dem Markt“, mit denen man sein Leben deuten kann. Das macht einen nicht zu einem schlechteren oder besseren Menschen. Doch ohne diese Mitte unseres Glaubens sind wir nicht mehr katholisch, wären wir nicht mehr in derselben Kirche, für die Petrus steht und die dessen Nachfolger, die Päpste, sichtbar machen sollen. Hier ist immer wieder meine Entscheidung gefragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
23.08.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler