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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 18. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, eine Erbauseinandersetzung führt einen Mann zu Jesus. Keine ungewöhnliche Situation, dass es zwischen Geschwistern auch um das Erbe Streit geben kann. Hier um Vermittlung zu bitten, ist nichts Ungebührliches oder Falsches.

Dennoch geht Jesus auf die Bitte nicht ein. Er entgegnet vielmehr mit einer sehr grundsätzlichen Rede über Besitz und darüber, dass wir einmal alles auf dieser Welt zurücklassen müssen. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“, sagt auch das Sprichwort. Freilich so ganz glauben wir das dann doch nicht oder wir holen es zumindest nicht immer mit unserem Handeln ein.

„Soll man denn nicht vorsorgen?“, könnte man darauf entgegnen. In vielerlei Hinsicht macht ja auch der Mann im Gleichnis nichts Schlechtes. Er will eine Scheune bauen und Vorräte für kommende Zeiten anlegen. Ist das nicht weit klüger als einfach in den Tag hineinzuleben? Ja, das ist es. Doch frage ich mich, ob das tatsächlich die Sinnspitze des Gleichnisses ist. Jesus sagt ja: „Hütet euch vor jeder Art von Habgier.“ Gierig können reiche und arme Menschen sein. Das mag sich in den angezielten Summen unterscheidet, doch nicht unbedingt in der Haltung.

Die Armut, von der Jesus spricht ist zwar nicht allein, aber doch zuerst eine geistige Haltung. „Selig, die arm sind im Geiste“, sagt der Herr an anderer Stelle. Es gibt beeindruckende Heilige wie den heiligen Franz von Assisi, die das wörtlich genommen haben. Sie haben ganz arm gelebt. Doch auch hier geht es nicht allein um etwas Materielles. Franz wollte ganz frei sein von allen Bindungen. Denn jeder Besitz schafft Bindungen und Verpflichtungen: Ein Haus muss gepflegt und erhalten werden… Franz wollte sich ganz und gar an Christus binden.

Denn Jesus verkündet nicht einfach Besitzverachtung. Er verkündet einen ganz anderen Reichtum. Wer Gott wirklich gefunden hat, der weiß, dass im Vergleich dazu alles andere „Windhauch“ ist, wie es Kohelet sagt. Die ganze Kirchengeschichte kann man nur verstehen, wenn man erkennt, dass Menschen Christus als ihren ganzen Reichtum entdeckt haben. Und für diesen „Schatz im Acker“ haben sie alles eingesetzt, weil im Vergleich mit der Freundschaft Christi alles andere nur ein schwacher Abglanz ist.

Er, Christus, muss „alles und in allem“ sein, wie Paulus in der Zweiten Lesung bezeugt. Er ist unser Ziel, unsere Motivation, sagt der Apostel. Bei allen Debatten um die Veränderung oder Erneuerung der Kirche kann nur das der Weg sein: Die Freude an Christus neu entdecken, ihn neu als den kostbarsten Schatz entdecken, den uns Gott selbst schenken will – nicht nur für eine begrenzte Zeit, sondern für alle Zeit.

Nicht die Habgier führt weiter. Sie zerstört die Schöpfung, sie führt zu Krieg und Streit im Großen und im Kleinen. Nur die Freundschaft mit Christus zeigt uns den Weg. Ihn gefunden zu haben, ist unser Reichtum, unsere Freude und unsere Zuversicht. Amen.

31.07.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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