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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Fastensonntag  (Lesungen des Lesejahr A)

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, an einem heißen Tag oder bei anstrengender Arbeit versteht jeder Mensch, was Durst bedeutet. Wasser ist Leben. Ohne etwas zu trinken, geht jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze ein. Freilich verwenden wir den Begriff „Durst“ nicht allein für unseren Leib. „Meine Seele dürstet nach Gott“, heißt es im Psalm. So wie der Mensch nicht vom Brot allein lebt, leben wir auch nicht nur von Wasser oder anderen Getränken. Wir dürsten nach Anerkennung und Zuwendung. Wir dürsten nach Sinn und nach Antworten auf unsere Lebensfragen.

Dafür steht das Gespräch, das Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen führt. Zunächst möchte sie einfach Wasser schöpfen am Brunnen. Und sie geht davon aus, dass Jesus dasselbe möchte. Aber je länger sie mit Jesus spricht, desto mehr wird der Durst in ihrer Seele offenbar. Manches war schief gelaufen in ihrem Leben, einiges war ungeordnet. Vermutlich war sie bislang nur den beiden üblichen Antworten begegnet: Die einen verurteilen und meiden sie. Die anderen spielen es herunter und sagen: Das machen doch alle… Jesus gibt eine andere Antwort. Wahrheit und Barmherzigkeit gehören zusammen in ihm. Falsche Wege oder Sünde werden benannt. Denn nur wenn sie ausgesprochen werden, kann man davon frei werden. Doch damit das möglich wird, gibt Jesus dieser Frau zuerst Ansehen. Er spricht sie an. Er nimmt sich Zeit für sie. Er schenkt ihr das „Wasser des Lebens“, nämlich seine Zuwendung und Barmherzigkeit. Dann legt sie bei ihm eine Lebensbeichte ab.

Wie wenig Ausdauer wir oft haben, danach zu suchen, bis zu diesem erlösenden Moment zu kommen, zeigt uns die Erste Lesung. Schnell hatten die Israeliten das Geschenk der Befreiung aus der Sklaverei vergessen. Nun auf der Wanderung in das Gelobte Land werden sie unzufrieden und murren. Gott schenkt ihnen Wasser aus dem Felsen, ja, aber eigentlich ist es eine traurige Szene. Mose ist enttäuscht über die mangelnde Dankbarkeit des Volkes. „Probe und Streit“ wird der Ort genannt. Wie wenig Ausdauer und Glauben ist oft auch in unserem Herzen zu finden: „Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?“ Wie selten suchen wir nach seiner Barmherzigkeit, die unseren Durst stillt…

Beides gibt es in uns: den Durst nach dem lebendigen Gott, wie ihn die Samariterin hatte, und die Ungeduld, wenn meine Gebete und Wünsche nicht umgehend erfüllt werden, das Beharren, selbst recht zu haben.

Die Fastenzeit ruft uns deshalb die große Zusage ins Gedächtnis, die am Beginn unseres Christseins steht: die Taufe. Auch hier spielt Wasser eine wichtige Rolle. Der Täufling wird ins Wasser getaucht oder mit dem Wasser übergossen. Das ist ein Bild für das, was uns der heilige Paulus sagt: Gott hat uns seine Liebe erwiesen, indem „Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“. Blut und Wasser sind aus seinem Herzen geflossen am Kreuz. Durch dieses Wasser, durch unsere Taufe ist uns „Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes gegeben“, ist die „Liebe eingegossen in unsere Herzen“. Die Taufe ist das große Versprechen, dass Gott uns nie im Stich lässt, dass wir immer zu ihm zurückkehren dürfen und dass er uns selbst im Tod nicht untergehen lässt.

Er allein vermag unseren Durst nach Leben zu stillen. Diese Frohe Botschaft hat uns Jesus gebracht. Suchen wir in der Fastenzeit seine Nähe. Sagen wir ihm – in der Beichte – alles, was uns bewegt und belastet, alles, was der Heilung und der Vergebung bedarf. Er ist die Quelle, „deren Wasser ins ewige Leben fließt“. Amen.

06.03.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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