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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 33. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Krise“ scheint ein Wort unserer Zeit zu sein: Klima-Krise, Corona-Krise usw. Ohne den Ernst dieser Fragen zu bestreiten, scheint mir die mediale Vermarktung einen großen Beitrag zu leisten. Schlechte Nachrichten ziehen nun einmal höhere Aufmerksamkeit auf sich, darum auch höhere Leser-, Zuschauer- oder Klick-Zahlen… Hinzu kommt, dass jedem eben die Zeit, in die er oder sie gerade gestellt ist, stets als die schwierigste erscheint. Bewältigte Herausforderungen scheinen in der Rückschau nicht mehr so schwer; die Sorgen der anderen können doch nicht so drängend sein wie meine eigenen…

Dennoch kündigt das Buch Daniel „eine Zeit der Not, wie noch keine da war“ an. Und Jesus spricht von der Verfinsterung der Sonne, davon, dass „die Kräfte des Himmels erschüttert werden“. Die Heilige Schrift spricht in dramatischen Worten und Bildern vom Ende der Welt  Diese apokalyptischen Bilder waren um die Zeitenwende gebräuchlicher Teil der religiösen Sprache. Uns scheinen sie eher fremd. Doch bleiben wir nicht bei der äußeren Form stehen, schauen wir auf die tiefere Bedeutung.

Was ist gesagt? Zum einen wird deutlich benannt, dass die Welt vergänglich ist – und auch meine Tage gezählt sind. Keiner hört das gerne. Eine tiefer liegende Wurzel zahlreicher Krisen der Gegenwart ist gewiss, dass wir unsere Begrenztheit nicht anerkennen. Hier bringen die Schriftworte Klarheit. Selbst vermeintliche Sicherheiten können ins Wanken geraten. Das deutet Jesus an, wenn er von der Erschütterung der Kräfte des Himmels spricht.

Doch Jesus geht einen wichtigen Schritt weiter. Er sagt uns eine Sicherheit zu, die keine Macht der Welt überwinden kann, die bestehen bleibt, selbst wenn diese Welt vergeht: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Was für ein Trost, was für eine Sicherheit! Wir kennen den, dessen Wort in jede Verunsicherung und Angst dringen will, bis in die tiefste Dunkelheit, ja selbst bis in den Tod dringt: Jesus Christus. Er ruft uns beim Namen. Sein Wort ist Leben. Das ist die Frohe Botschaft dieses Sonntags und überhaupt unseres Glaubens. Sie gilt heute, in jeder Krise und zu jeder Zeit.

Darüber hinaus spricht die Schrift auch vom Endgericht. Allerdings kenne niemand (!) dessen „Tag oder Stunde“. Das ist wichtig, allen zu sagen, die sagen: Das Ende steht kurz bevor… Das weiß kein Mensch. Was wir aber wissen ist, dass für jeden von uns einmal die Stunde kommt, in der wir aus dieser Welt gehen müssen. Und die Schrift sagt, dass diese Stunde auch eine Stunde der Unterscheidung sein wird: „die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach“. Das „rechte Tun“ benennt der Prophet Daniel hierfür als Unterscheidungskriterium. Es ist nicht egal, was ich tue oder lasse. Gute oder böse Taten haben Folgen – in diesem Leben wie auch im künftigen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Opfer und Täter können doch nicht kommentarlos einfach am selben Tisch Platz nehmen.

Wer vermag das lösen? Wir können es nicht, darum brauchen wir den Erlöser. Daran erinnerte die Zweite Lesung. Wir können nicht alle Fehler wiedergutmachen, nicht alles Böse sühnen. Darum hat Gott selbst es getan. Er ist in Jesus an unsere Stelle getreten. Er selbst hat das „Opfer für die Sünden dargebracht“, indem er sein Leben am Kreuz gegeben hat. Diese Liebe ist die einzige Rettung. Sie ist größer als jede Sünde, als alles Böse. Ihr zu vertrauen, ist der Weg zum Heil. Lasst uns der Liebe glauben, die uns Gott in Jesus geschenkt hat. In Wort und Tat lasst uns glauben. Amen.

14.11.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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