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pdfGebet an Ostern

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Osterpredigt von Pfarrer Daigeler

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

„Ostern ist das höchste Fest der Christen.“ Häufiger als in anderen Jahren hören wir diesen Satz in den Nachrichten. Das ist der besonderen Situation geschuldet, dass viele merken, was ihnen fehlt, wenn wir nicht gemeinsam die österliche Eucharistie feiern können, wenn wir nicht gemeinsam schmettern können: „Preis dem Todesüberwinder…!“

Ja, Ostern ist das höchste Fest der Christen. Doch warum ist dem so? Weil dieses Fest die größte Zusage überhaupt enthält. Das Undenkbare und Unerhörte wird benannt und bezeugt: Der, der am Kreuz starb, er lebt. Christus ist auferstanden! Selbst im Sterben ist nun Zukunft zu finden, selbst im Tod ist Leben. Was für eine Frohe Botschaft, welch ein Grund zum Feiern!

Freilich mag man einwenden: Was bringt mich denn zu diesem Glauben? Widerspricht er nicht unserer täglichen Erfahrung, in der wir so viel Lebensbedrohliches sehen, in der wir erleben, wie Schönes achtlos zertrampelt, wie Güte ausgenutzt, wie Kranke nicht immer gesund, wie Menschen, die wir lieben, sterben müssen…? Ja, das müssen wir auch als Christgläubige zugeben: Unser Glaube widerspricht der menschlichen Erfahrung der Welt. Nein, eigentlich widerspricht er ihr nicht, er überschreitet sie vielmehr. So wie Jesus nicht das Leiden und den Tod gemieden oder sich davon ausgenommen hat – sondern wie er durch das Sterben in ein neues, größeres, grenzenloses Leben bei Gott gegangen ist.

Die österlichen Tage gehören zusammen: Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag, sie sind eine Feier. Natürlich liegt für den einzelnen Christen der Akzent manchmal mehr auf dem einen als auf dem anderen Tag. Je nach der eigenen Lebenssituation unterscheidet sich legitimerweise unser Blickwinkel. Für nicht wenige Menschen stand wohl die Einsamkeit Jesu am Ölberg oder die Stille des Karsamstags besonders eindringlich im Mittelpunkt ihres Betrachtens und Betens. Und doch, wenn wir den Ruf Jesu in seine Nachfolge ernstnehmen, dann dürfen und sollen wir seinen ganzen Weg mitgehen und nachgehen.

Jesus hat sich am Kreuz in den menschlichen Tod gegeben. Sein Leib wurde wie unser Leib in ein Grab gelegt. In allem ist er uns gleich geworden. Doch dabei gibt er sich gleichzeitig ganz in die Hände des Vaters. Und der trägt ihn durch das Sterben ins Leben. Das Sich-Verschenken, die Hingabe, das Opfer Jesu ist nicht vergebens. Durch die Auferstehung bleibt es uns aufgeschlossen und zugewandt – durch die Zeiten hindurch. Ist es unser Weg ins Leben, ins ewige Leben.

Gerade in diesen Krisenzeiten ist es kostbar, das zu bedenken. Wir haben nicht alles im Griff in dieser Welt, wir haben unser Leben nicht selbst oder allein in der Hand… Doch wer Christus vertraut, der darf erfahren, dass er gehalten und getragen ist – selbst in der dunkelsten Stunde. Selbst im Sterben darf er die Stimme Jesu hören, die sagt: „Ich will, dass ihr das Leben habt und dass ihr es in Fülle habt!“

Ja, an diesem Osterfest wird unser Glaube daran geprüft. Trauen wir den Worten Jesu, trauen wir seiner Auferstehung? Maria von Magdala, Petrus und Johannes, Paulus – sie alle haben den Auferstandenen gesehen. Sie geben uns Zeugnis. Sie ermutigen uns zum Osterglauben. Christus ist wahrhaft auferstanden. Darum gilt, was uns der Heilige Vater in der Osternacht zugesprochen hat: Wir, Christen, haben ein Grundrecht auf Hoffnung.“ Dieses Recht kann uns keine Macht der Welt nehmen. Das ist unsere Zuversicht und unsere Kraft, dass wir Hoffnung haben, dass Christus unsere Hoffnung ist, die lebt in Ewigkeit. Amen. Alleluja.

12.04.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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