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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 7. Ostersonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, letzten Worten messen wir meist eine besondere Bedeutung bei. Sie können mündlich oder schriftlich – in Form eines Testaments – zu uns kommen. In ihnen lesen wir oft etwas von dem, was einem Menschen wichtig und wertvoll war, was er weitergeben möchte, von dem er hofft, dass es weiterlebt auch über seine eigene Lebenszeit hinaus.

Der Evangelist Johannes hat uns eine ausführliche Abschiedsrede Jesu überliefert. Sie ist in Form eines Gebets verfasst. Jesus spricht seinen himmlischen Vater an. Und in diesem Gebet drückt er noch einmal aus, was sein Herzensanliegen war und ist: „Ich habe ihnen deinen Namen offenbart… Bewahre sie… Lass sie eins sein.“

Ja, Jesus hat uns Gott gebracht. Er ist in die Welt gekommen, damit Gott nicht nur ein Begriff oder eine Formel ist, sondern damit wir das Gesicht Gottes kennen, damit wir wissen wer und wie er ist: „Gott ist Liebe.“ Und diese Erkenntnis soll den Freunden Jesu Kraft schenken – auch in schweren Stunden. Sie nimmt nicht „aus der Welt“ und ihren Herausforderungen heraus, wie es Jesus selbst sagt. Aber sie „bewahrt“. Der Glaube bewahrt uns vor Hoffnungslosigkeit, Resignation oder Verzweiflung.

Und Jesus geht in seinem Abschiedsgebet noch einen Schritt weiter: Er hat uns Gott offenbart. Dieser Glaube bewahrt uns. Und dieser Glaube schließt uns zusammen mit allen Brüdern und Schwestern Jesu. Nur wenn wir eins sind, wird die Welt zum Glauben kommen, sagt der Herr unmissverständlich.

So hören wir an diesem Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten ein klares Testament Jesu. Es ist – wie so oft – Zusage und Auftrag in einem. Zusage, weil Jesus uns gezeigt hat, wie Glauben gelingt. Weil Jesus selbst, wie es der Johannesbrief sagt, der Zugang zu Gott ist. „Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott.“ Und das ist zugleich ein unmissverständlicher Auftrag an uns: „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott.“ Christlicher Glaube ist immer zugleich Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. Wir können nicht alleine glauben; wir können nicht alleine zu Gott finden. Das gelingt nur im Miteinander, indem wir einander mittragen und stärken, indem wir eins sind und immer mehr eins werden als Brüder und Schwestern Jesu.

Das merken bereits die Apostel in der Ersten Lesung. Einer aus ihrer Mitte ist gegangen: Judas. Er hat offenbar den Glauben und die Gemeinschaft verraten. Aber darauf möchte man es nicht beruhen lassen. Es braucht immer neue „Zeugen der Auferstehung“, wie es dort heißt. Und man wählt den Matthias hinzu zum Kreis der Apostel. Die Zahl Zwölf steht ja für das Ganze, das ganze Israel, die ganze Kirche…

„Keiner rettet sich allein“, sagt unser Heiliger Vater immer wieder. Wir brauchen die Kirche für unseren Glauben. Wir brauchen einander, damit das Leben gelingt. Diese Gemeinschaft hat Jesus gestiftet. Er will sie immer neu stärken durch die Sakramente seiner Gegenwart, durch seinen Heiligen Geist und durch unsere geteilte Liebe. Amen.

12.05.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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