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pdfGebet am Palmsonntag

 

Predigt von Pfarrer Daigeler zum Palmsonntag

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

im Priesterseminar haben wir manchmal etwas scherzhaft gesagt, dass ein Satz aus dem Palmsonntagsevangelium doch ein guter Primzispruch sei: „Bindet den Esel los, der Meister braucht ihn.“ Es ist nicht mein Primizspruch geworden, doch inzwischen würde ich es gar nicht mehr nur scherzhaft meinen. In diesem einfachen Wort liegt ja eine tiefe Bedeutung: Jesus sucht vielfältige Unterstützung für sein Werk. Auch Dinge, die mir alltäglich oder gewöhnlich erscheinen, werden wichtig, wenn unser Herr sie braucht, wenn sie bereits sind, sich von Jesus in Dienst nehmen zu lassen – genauer in den Dienst seines Heilswerkes nehmen zu lassen.

Lassen Sie mich das noch einmal anders formulieren. Unser Heiliger Vater erinnerte in seiner Betrachtung beim Bittgebet gegen die gegenwärtige Corona-Krise daran, dass wir alle in einem Boot sitzen. Er sagte: Alle sind wir „schwach und orientierungslos, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern, alle müssen wir uns gegenseitig beistehen.“ Das heißt doch nichts anderes als: Jeder ist wichtig, jeder wird gebraucht! Und genau das ruft uns Jesus zu: Ich brauche dich! Ich brauche dich, damit meine Frohe Botschaft vielen ausgerichtet wird, damit mein tröstendes Wort andere aufrichtet…

Diese Botschaft gilt für die Priester und Ordensleute, für die kirchlichen Mitarbeiter, sie gilt aber ebenso für jeden Christen. Jeder wird gebraucht, damit das Heilswerk Christi sich unter uns immer mehr ausbreitet – auch in unserer Zeit, auch bei mir zu Hause.

Was ist nun dieses „Heilswerk Christi“? Das sehen wir in der Passion, die eben so zum Palmsonntag gehört wie das Evangelium von Einzug Jesu in Jerusalem. Denn dieses ist ja nur der Auftakt für den Weg Jesu nach Golgotha.

Es ist ein Weg unbeirrbarer Liebe: Beim Letzten Abendmahl schenkt Jesus seinen Leib als Liebesgabe, in der er durch die Zeiten hindurch immer bei uns bleibt. Und die Apostel sollen in der heiligen Messe dieses Gedächtnis feiern, bis der Herr wiederkommt. Auf dem Kreuzweg trägt Jesus die Lasten unseres Lebens, unser Scheitern, unsere Sünden, aber auch unsere Krankheiten und Leiden. Doch auch hier nimmt er Hilfe an. Simon von Cyrene, ein „Mann, der vom Feld kam“, wird sein Mitarbeiter. Und die Liebe Christi geht bis ans Kreuz. Er verschenkt sich selbst, um alle Grenzen menschlicher Engherzigkeit aufzubrechen, um die Sünden zu zerstören, um selbst den Tod aufzubrechen hin zum Leben. Und die treuen Frauen unter dem Kreuz nimmt er als Zeuginnen dieses Geschehens.

Jeder wird gebraucht. Der Herr braucht uns, braucht mich, damit sein Heil zu allen Menschen gelangt. Amen.

05.04.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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